Sturmflutschäden
ARV in der größten Krise seit 1945: Moral und Wille zum Wiederaufbau sind groß
ARV in der größten Krise seit 1945: Moral und Wille zum Wiederaufbau sind groß
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Der Arbeitstag des ARV steht ganz im Zeichen des Aufräumens. Die Sturmschäden sind so enorm, dass der Vereinsvorsitzende Peter Asmussen von einer der größten Krisen des Clubs seit 1945 spricht. Mit dem Verlust der Steganlage sei ein Herzstück des Vereins zerstört worden.
Das Ausmaß der Schäden nach der Sturmflut wird beim Apenrader Ruderverein (ARV) immer deutlicher. Eine zerstörte Steganlage, kaputte Elektrik, schrottreifes Mobiliar. „Der ARV befindet sich in einer Krise, die vergleichbar ist mit dem Verlust des Bootshauses durch Brandstiftung im Jahr 1945“, sagt der Vereinsvorsitzende Peter Asmussen dem „Nordschleswiger“ am Telefon.
Nachdem bereits am vergangenen Sonntag auf dem Gelände Hand angelegt wurde, stand auch der Arbeitsnachmittag und -abend in dieser Woche im Zeichen des Aufräumens und Entsorgens. Über 30 Leute seien dabeigewesen und haben geholfen, sagt Asmussen. „Eigentlich hatten wir etwas anderes vor. Wir wollten den Tag nutzen, um die Boote zu renovieren“, sagt er. So wurde etwa auf das Gelände gespülter Sand wieder an den Strand zurück geschippt, die durch das Wasser zerstörte Küchenzeile abgebrochen, und Geräte im Fitnessraum gereinigt.
Optimismus in der Krise
Und obwohl angesichts der Schäden und der Kosten zur Instandsetzung auch ein wenig Verzweiflung aufkommt, ist bei Asmussen jede Menge Optimismus zu hören. „Die Stimmung ist nicht am Boden. Die Mitglieder zeigen sich kämpferisch.“
Dabei seien etwa Küche und Geräte kaputt, Schränke, Laminat- und Linoleumböden ein Fall für den Wertstoffhof. „Wir wissen noch gar nicht, was alles kaputt ist. Etwa, ob die zwölf Ruderergometer oder die Geräte im Fitnessraum noch okay sind“, sagt Asmussen. Zunächst müsse man das Vereinsheim wieder trocken bekommen. Bautrockner sind bereits im Einsatz.
Hoher Sachschaden am Clubhaus
Die Schäden am Haus allein schätzt der Vorsitzende auf mehrere Hunderttausend Kronen. Offen sei aber, ob auch die Struktur des Hauses in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Der Fitnessraum steht auf einem Holzgerüst mit moderner Isolierung, Gipskartonplatten und wetterfesten Platten außen. Wenn dort Wasser in die Isolierung gezogen ist, ist das ein Problem“, so Asmussen. Dann könnte sich Schimmel bilden. Ein Problem sei auch, dass auch Kanalisationswasser ins Gebäude eingedrungen ist.
Versicherer begutachtet Vereinsheim
Ein Experte der Versicherung machte sich am Freitagmittag im Beisein von Beisitzer Rüdiger Bartling und Kassiererin Helga Woltmann ein Bild von den Schäden am Clubhaus.
Wir wissen gar nicht, wie wir das finanzieren sollen. Da brauchen wir Hilfe von außen.
Peter Asmussen
Doch auf dem Gelände sind noch weit verheerendere Schäden entstanden. „Die Steganlage ist komplett weggebrochen und ist, anders als das Vereinsheim, nicht versichert. Der Verlust ist für den Club Apenrade eine teure Geschichte“, so Asmussen. Der Neubau dürfte seiner Einschätzung nach mindestens 350.000 Kronen kosten. „Wir wissen gar nicht, wie wir das finanzieren sollen. Da brauchen wir Hilfe von außen.“
Herzstücke eines Rudervereins
Doch es gibt auch eine gute Nachricht: „Die Boote haben als einziges Inventar nichts abbekommen“, so Asmussen. Sie seien neben der Steganlage das „Herzstück eines Rudervereins“.
Großer Wille beim ARV
Den Kopf in den Sand stecken will beim ARV aber niemand. „Unter den 180 Mitgliedern herrscht ein großer Wille, sich selbst zu helfen. Das ist fantastisch“, sagt Asmussen. Das habe man auch am Arbeitstag gespürt.
„Abends herrschte ein gewisses Campingfeeling.“ Denn weil Küche und Elektrik unbrauchbar geworden sind, wurde der Eintopf für die Helferinnen und Helfer auf dem Gaskocher erwärmt.
Jugendzeit findet weiterhin statt
Zuvor waren auch die jüngeren Mitglieder des Vereins beim Arbeitstag dabei. „Die Jugendzeit haben wir am Mittwoch trotzdem abgehalten“, sagt Asmussen. Die Kinder und auch die Eltern sollten mit eigenen Augen sehen, was vor Ort passiert ist.
Weil in absehbarer Zeit noch nicht wieder an die Nutzung des Vereinsgeländes zu denken ist, wurden bereits Alternativen überlegt. „Anstatt Rudertraining und Fitness im Vereinsheim gehen wir jetzt in die Schwimmhalle und üben Lebensrettung“, erzählt Asmussen.
Unterstützung aus Deutschland
„Wir wissen von unseren Freunden vom Ruderclub in Lauenburg, dass sie uns moralisch unterstützen. Das allein ist schon viel wert“, sagt Asmussen über die Anteilnahme, die den Verein auch aus Deutschland erreicht hat. Damals hatte die deutsche Minderheit für die Flutopfer an der Elbe Geld gesammelt. Und so haben sich bereits ehemalige Mitglieder des ARV und Weggezogene gemeldet, die den Wiederaufbau aus Deutschland mit Spenden unterstützen wollen.
„Die anderen Rudervereine im NRV, die es nicht so hart getroffen hat, wollen ebenfalls helfen“, sagt Asmussen. Auch von der deutschen Minderheit als solches gebe es Hilfe. Am Sonntag will der Vereinsvorsitzende auf der Strategie-Sitzung des Nordschleswigschen Ruderverbandes über die Lage in Apenrade berichten.
Lösungen gegen künftige Sturmfluten
Die Frage sei aber auch, wie man sich in Zukunft aufstellen muss, um nicht irgendwann wieder einen Totalschaden zu erleiden. „So ein Jahrhundertereignis kann wieder passieren“, sagt Asmussen auch im Hinblick auf den Klimawandel. „Das ist eine starke Warnung, und wir brauchen tragfähige Lösungen.“