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Nordschleswigs Wirtschaft mit vereinten Schritten
Nordschleswigs Wirtschaft mit vereinten Schritten
Nordschleswigs Wirtschaft mit vereinten Schritten
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Wirtschaftsunternehmen aus ganz Nordschleswig waren Donnerstag in Apenrade vertreten. Es war ein erster Versuch, Wirtschaftsvertreterinnen und -vertreter aus der Region zusammenzubringen.
Die Wirtschaft in Nordschleswig soll in Zukunft enger zusammenarbeiten. Aus diesem Anlass haben sich Donnerstag erstmals Vertreter aller fünf Wirtschaftsförderungsorganisationen im Landesteil zu einer gemeinsamen Konferenz versammelt.
250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den vier nordschleswigschen Kommunen hörten beim BusinessPower22-Event über die derzeit größte Herausforderung in der Wirtschaft: den Mangel an qualifizierter Arbeitskraft.
Netzwerke für Nordschleswig
„Ich bin sicher, dass heute neue Netzwerke entstehen und damit auch zur Entwicklung in Nordschleswig beitragen werden“, sagte John Christensen, Vorsitzender von Business Aabenraa.
Neben der Apenrader Wirtschaftsförderung gehören auch Tønder Erhvervsråd (Tondern), Haderslev Erhvervsråd (Hadersleben), Sønderborg Vækstråd (Sonderburg) sowie Udviklingsråd Sønderjylland (Entwicklungsrat Nordschleswig) zu den Veranstaltern. Es steht bereits fest, dass die nächste gemeinsame Veranstaltung 2023 in Tondern stattfinden soll.
Nordschleswigs Position stärken
„Diese neue Initiative soll unsere Marktposition in Nordschleswig stärken. Wir können uns gegenseitig helfen, noch besser zu werden, und somit auf unseren Landesteil aufmerksam machen. Damit tun wir uns oft ein wenig schwer“, sagte John Christensen.
Dabei sei gerade das Zusammengehörigkeitsgefühl in Nordschleswig eine besondere Stärke der Region. Diese müsse nur besser genutzt und umgesetzt werden, so der Vorsitzende aus Apenrade.
Mehr Frauen und junge Menschen
Karen Frøsig, Topchefin der drittgrößten Bank Dänemarks, der Sydbank mit Hauptsitz in Apenrade, verwies konkret auf eine mögliche Lösung, wenn es darum geht, Mitarbeiter für leitende Funktionen zu rekrutieren – nämlich auf das „innen“ zu fokussieren.
„Das ist keine Abwahl von männlichen Mitarbeitern, aber wir können es uns nicht leisten, die Hälfte der Belegschaft außer Acht zu lassen“, sagte Frøsig.
In der Sydbank sei das Verhältnis zwischen Frauen und Männern unter den 2.500 Beschäftigten etwa 50-50. Doch auf Leitungsebene sind nur 31 Prozent der Stellen von Frauen besetzt. Diese Zahl will die Sydbank bis 2025 zunächst auf 35 Prozent anheben.
„Es ist wichtig, dass wir die gesamte Talentmasse nutzen – und nicht nur die in langen Hosen“, meint die Sydbank-Chefin.
Konkret bedeute dies, dass die Sydbank bei neuen Ausbildungsverläufen und Kursen für kommende Führungskräfte diese mit 50 Prozent Frauen belegen will.
Mitarbeiterinnen halten
„In Zeiten, in denen der Arbeitsmarkt brandwarm ist, fokussieren wir außerdem darauf, unsere jetzigen Mitarbeiter zu halten“, sagte Karen Frøsig.
Dies gehe nicht ausschließlich über Lohnerhöhungen, sondern dazu gehörten auch Aus- und Fortbildung, Karrierechancen und eine andere Work-Life-Balance als früher.
„Die jungen Menschen haben heute andere Erwartungen an ihren Arbeitsplatz – unter anderem was die Lebensqualität angeht. Ich glaube, das ist auch gesünder als damals, als ich Karriere machte“, sagte die Bankchefin. „Dafür sind die jungen Leute heute wahnsinnig tüchtig, wenn sie zu uns kommen. Das überrascht mich ein ums andere Mal.“
Karrierechancen in großen Unternehmen
„Wir haben in Nordschleswig alle etwas davon, dass wir eine große Bank sind. Überhaupt sollten wir uns über unsere großen Unternehmen im Landesteil freuen, denn sie haben unseren Talenten etwas zu bieten“, meint Frøsig.
Viele junge Menschen blieben nach ihrer Ausbildung in Aarhus oder Kopenhagen, doch Kompetenzzentren wie zum Beispiel die Sydbank könnten die Jugendlichen auch zurück in den Landesteil locken.
„In der Sydbank gibt es zum Beispiel nicht nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Ausbildung im Finanzwesen. Wir haben auch 125 IT-Angestellte, die sich unter anderem mit der Digitalisierung befassen, und wir haben 50 Juristinnen und Juristen und anderes Fachpersonal“, erklärte Karen Frøsig.
Business-Vorsitzender: „Ein Anfang“
Weitere Redner im Laufe des Tages sind Brian Mikkelsen, Direktor der Wirtschaftsorganisation Dansk Erhverv, und Christian Stadil Hansen, CEO und Eigentümer des Thornico-Konzerns, der unter anderem die Sportmarke Hummel im Besitz hat. Hummel baut sich derzeit in Pattburg (Padborg) nahe der deutsch-dänischen Grenze ein ganz neues europäisches Zentrallager.
John Christensen war am Donnerstag über die erste gemeinsame Veranstaltung erfreut. „Das ist schon mal ein Anfang, worauf wir nun weiterbauen können“, sagte er.
Er war nicht der Einzige. Gert Helenius, Direktor des Wirtschaftsrates in Hadersleben, war ganz und gar glücklich: „Ich habe acht Jahre lang vorgeschlagen, dass wir so etwas wie diese Veranstaltung gemeinsam machen. Jetzt hat es endlich geklappt. Davon haben wir in Nordschleswig alle was“, sagte Helenius.