Gesundheit

So sollen Ältere von der Gesundheitsreform profitieren

So sollen Ältere von der Gesundheitsreform profitieren

So sollen Ältere von der Gesundheitsreform profitieren

Kopenhagen
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Ältere Menschen leiden oft unter mehreren chronischen Krankheiten. Die Arbeit, die diese Krankheiten für die Menschen mit sich bringt, will die Regierung mit der Gesundheitsreform reduzieren (Symbolfoto). Foto: Adobe Stock

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Mehr ältere Menschen mit mehreren chronischen Leiden – für die Regierung geraten die Krankenhäuser zu stark unter Druck; sie will die Gesundheitsversorgung ändern. Kirsten Bachmann von der Schleswigschen Partei sieht den Vorschlag positiv und erklärt warum. Kritik kommt von KL.

Die Regierung schlägt vor, eine Gesundheitsreform durchzuführen (wir berichteten), um Krankenhäuser zu entlasten und die Gesundheitsversorgung vor Ort (nære sundhedsvæsen) zu stärken. Mit Blick auf die demografische Entwicklung ist zukünftig mit mehr älteren Menschen und mit mehrfach chronisch Kranken zu rechnen, was das Gesundheitswesen und die Menschen, die dort arbeiten, belasten wird. 

Laut Regierungsvorschlag werden bereits heute zu viele Personen im Krankenhaus behandelt. In einer Stellungnahme fügt die Arbeitgeberorganisation Dansk Erhverv noch hinzu, dass zukünftig mit weniger Händen im Gesundheitswesen zu rechnen sei. 

Vermeidung von Krankenhausaufenthalten

So will die Regierung nun das Gesundheitswesen reformieren. Sie strebt an, dass Menschen in Pflegeeinrichtungen und in Seniorenwohnungen besser mit Ärztinnen und Ärzten versorgt werden, damit Krankheiten sich nicht verschlimmern und unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden werden können.

Um eine bessere Gesundheitsversorgung vor Ort aufzubauen, sollen Gesundheitsräte gebildet werden, die aus Kommunal- und Regionalpolitikerinnen und -politikern bestehen sollen. Wird die Reform umgesetzt, wird es 4 Regionen und 17 Gesundheitsräte geben.

In der Region Süddänemark sollen vier Gesundheitsräte eingerichtet werden – einer davon für die vier nordschleswigschen Kommunen Sonderburg (Sønderborg), Tondern (Tønder), Hadersleben (Haderslev) und Apenrade (Aabenraa). Dieser nordschleswigsche Gesundheitsrat soll aus neun Personen bestehen.

Der Regierung schwebt vor, dass sich die Regionen vor allem um die Krankenhäuser kümmern; die Gesundheitsräte erhalten Mittel für die örtliche Versorgung. Die Räte sollen laut Regierung „ein Motor sein, der die Gesundheitsversorgung vor Ort voranbringt“. 

Mehr Regionsmitglieder als kommunale Mitglieder

Der Plan ist, dass Aufgaben, die bislang die Kommunen übernehmen, an die Gesundheitsräte übergehen. Wie der Sender „Danmarks Radio“ schreibt, wird es in den Räten mehr Regions- als kommunale Mitglieder geben. „Letzten Endes werden die Regionen bestimmen“, so Jakob Kjellberg, Professor für Gesundheitswirtschaft, in „DR“.

Und die Kommunen sollen einige Aufgaben an die Regionen und die Gesundheitsräte abgeben. Die Branchenorganisation Dansk Erhverv sowie Kommunernes Landsforening (KL) sehen die akute Krankenpflege und einige Reha- und Vorbeugemaßnahmen von den Kommunen zu den Gesundheitsräten wandern. 

Kommunen skeptisch

KL ist indes skeptisch, ob die Reform den Menschen eine bessere Gesundheitsversorgung vor Ort bringt. Bessere Hilfe für chronisch Kranke sowie Entlastung der Krankenhäuser seien Ziele der Reform, die nicht vergessen werden dürften, mahnt bereits KL. 

Das Geld dürfe nicht für Bestrahlungsgeräte, Forschung und Professuren an den Krankenhäusern ausgegeben werden. Es müsse den Älteren und den chronisch Kranken zugutekommen.

Lob kommt vom Verband der dänischen Regionen, Danske Regioner, der es richtig findet, dass die Regionen mehr Aufgaben bekommen. Auch die Räte seien eine gute Idee.

Die Gesundheitsversorgung näher die Menschen zu bringen, ist ein Ziel, das Dänemark schon länger verfolgt. Kirsten Bachmann (Schleswigsche Partei), Stadtratsmitglied in Sonderburg (Sønderborg), kennt den dänischen Begriff „nære sundhedsvæsen” seit 2017. 

SP-Gesundheitsexpertin sieht Reformvorschlag positiv

Die Patientinnen und Patienten zu entlasten und sie mehr aus einer Hand zu betreuen – dieses Ziel ist ihrer Ansicht nach in der Vergangenheit nicht geglückt.

„Deshalb diese Reform“, erläutert die Gesundheitsexpertin, der sie positiv gegenübersteht – „wenn sie so abläuft wie geplant“. Denn: „Der Bedarf ist da.“

Kirsten Bachmann, Schleswigsche Partei Foto: Sara Eskildsen

„Die Wege für die Patientinnen und Patienten müssen kürzer werden, Ärztinnen und Ärzte müssen in den Pflegeheimen schnell ansprechbar sein, wenn Bewohnende einen neuen Bedarf haben“, gibt Kirsten Bachmann zu bedenken.

Zu viel Arbeit für Patientinnen und Patienten

Älter zu sein bedeutet auch, oft an mehreren Krankheiten zu leiden und daher oft mehrere Termine in verschiedenen Ambulatorien einhalten zu müssen. Die SP-Politikerin sieht, dass dann zu viel Arbeit an den Betroffenen selbst hängen bleibt. 

„Es muss für die Patientinnen und Patienten einfacher und die verschiedenen Schritte müssen reibungsloser aneinandergefügt werden“, fordert sie. 

Ihren Worten nach sollen die neu eingeführten „Sundhedsklynger“ (Gesundheitsgruppen) dazu beitragen, die Patientinnen und Patienten zu entlasten, indem praktizierende Ärzte, die Regionen und Kommunen viel enger zusammenarbeiten und die Aufgaben gezielter verteilt werden.

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