Speedwaysport
In 17 Tagen von null auf 100
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Der Einzige, der an diesem Mittwoch, wenige Stunden vor dem Auftakt der Weltmeisterschaft in Woyens, tiefenentspannt wirkt, ist Hans Nielsen. Der Trainer der dänischen Nationalmannschaft ist eine lebende Legende des Speedwaysports. Nielsen hofft in Woyens auf neuerlichen Ruhm für Dänemarks Speedway-Elite, der in der Vergangenheit verblasst ist.
Speedway ist zuweilen Glückssache. Stählerne Nerven, Können und keine Angst vor Knochenbrüchen sind Grundvoraussetzungen für jene Sportler, die in der ersten Liga mitmischen möchten.
In der alten Bahnhofsstadt, wo Anfang der 60er Jahre das dänische Speedway-Abenteuer begann, geben sich die Besten der Besten – 52 Fahrer aus 15 Ländern – im „Vojens Speedway Center“ ein Stelldichein. Dort findet bis Sonnabend das weltweit größte Ereignis dieser Art, Speedway of Nations, statt.
Hoher Druck – starke Konkurrenz
Groß ist der Druck – stark die Konkurrenz. Den Erfolgsdruck, sagt Nationaltrainer Hans Nielsen an diesem Tag vor der Presse, seien seine Jungs gewohnt.
„Wir wissen, was zu tun ist“, bekräftigt Leon Madsen, Vizeweltmeister von 2019. Der in der Vergangenheit vom Pech Verfolgte hat die Hoffnung, Weltmeister zu werden, nicht begraben.
Beim Ringen um den begehrten Titel setzen die Dänen auf den Heimvorteil in Woyens. Dort werden bis zu 10.000 Menschen zu der vier Tage währenden Weltmeisterschaft im Speedway erwartet.
Heimvorteil reicht nicht
Damit allein, das ließen die „Senioren“ und die U21-Fahrer durchblicken, wird es nicht getan sein. Auch wenn man sich freue, in Woyens zu sein, im Herzen des dänischen Speedwaysports: Die Bahn in Esbjerg wäre besser fürs Paarfahren gewesen, wie Leon Madsen nüchtern konstatiert.
Eine unmögliche Mission
17 Tage hatte Jacob Olsen, Sohn von Speedway-Legende Ole Olsen, Zeit, eine Weltmeisterschaft auf die Beine zu stellen, wofür die Organisation normalerweise ein Jahr zur Verfügung hat, erzählt Ib Søby, langjähriger Speedway-Kommentator und Pressesprecher von „Vojens Speedway Center“.
Geschwindigkeit als Hexerei
Dennoch: Das Unmögliche ist Olsen und seinem Team gelungen, seit aus Esbjerg vor ein paar Wochen – 17 Tage vor der WM – die Hiobsbotschaft eintraf, dass man sich dort außerstande sehe, das weltweit größte Event dieser Art auszurichten. Obwohl Tempo im Woyenser Speedwaycenter zum Tagesgeschäft gehört: In diesem Fall grenzt die Geschwindigkeit, dank derer diese „Mission impossible“ gelungen ist, an Hexerei.
Wenige Stunden vor dem Auftakt am Mittwochabend ist in Woyens nunmehr alles bereit – die Nerven der Fahrer sind zum Zerreißen gespannt. Ib Søby kennt das: „Das ist immer so. Unter den Fahrern herrscht volle Konzentration.“
Deutschland hofft, unter den besten dreien zu sein
In der Deutschland-Box der geräumigen Werkstatt des Centers legen Kai Huckenbeck und sein Team letzte Hand an: Der zweifache Deutsche Speedway-Einzelmeister von 2013 und 2014 fährt nicht zum ersten Mal in Woyens und hat sich für diese WM einiges vorgenommen: „Mindestens ein dritter Platz soll es schon werden“, sagt er. Er betrachtet unter anderem die Fahrer aus Polen und Australien als ernstzunehmende Konkurrenz. Nicht nur Huckenbeck ergeht es so. Titelverteidiger sind die Briten.
Wer macht das Rennen?
Zurück zum dänischen Nationalteam, dem eine Teilnahme im Finale am Sonnabend schon jetzt gewiss ist, da Dänemark Gastgebernation ist.
Auf die Frage der internationalen Sportpresse, welche Fahrer in welcher priorisierten Reihenfolge zum großen Finale antreten werden, um dem dänischen Speedwaysport zu neuer Glorie zu verhelfen, entgegnet Hans Nielsen routiniert besonnen: „Das werden wir am Freitag entscheiden." Die Reihenfolge sei letztlich egal: „Alles nur Nummern.“