Kulturtipp
So unterschiedlich sehen Künstler die Landschaft
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Eine neue Ausstellung in der Kunstgalerie „Galleri Nexus“ zeigt Gemälde von rund 30 nordschleswigschen Künstlern aus zwei Jahrhunderten.
Galerist Kent Lauritsen ist gespannt, was die Besucher davon halten, dass er sich in seiner neuen Ausstellung der nordschleswigschen Landschaftsmalerei widmet. Am Sonntag, 16. Mai, wird die Schau in der „Galleri Nexus“ an der Uge Bygade 7 in Uk dem geneigten Publikum zugänglich gemacht.
Es werden etwa 50 Gemälde von rund 30 Künstlern zu sehen sein. Es sind zeitgenössische und noch aktive Maler darunter, aber auch Vertreter des sogenannten Goldenen Zeitalters Dänemarks (Dänisch: Den Danske Guldalder). „Es sind Maler aus rund 200 Jahren vertreten“, präzisiert Kent Lauritsen.
Die meisten der ausgestellten Bilder befanden sich bereits im Fundus der „Galleri Nexus“. Es sind allerdings auch einige Neueinkäufe dabei.
Beabsichtigtes Spannungsfeld
Besonders spannend ist die Tatsache, dass nicht nur unterschiedliche Epochen, Materialien und Malstile gezeigt werden, sondern, dass die Bilder bewusst so aufgehängt sind, dass ein gewisses Spannungsverhältnis entsteht.
„Wir hätten uns die Sache leicht machen können, indem wir die Bilder in chronologischer Reihenfolge – nach dem Jahr ihrer Fertigstellung – aufgehängt hätten. Wir hatten das tatsächlich auch überlegt“, gesteht Lauritsen schmunzelnd.
Nichts ist dem Zufall überlassen
Er ist aber froh, dass er die Zusammenstellung der Exponate dann doch der studierten Kunsthistorikerin Elisabeth Hertzum überlassen hat. „Sie hat die Bilder quasi gemischt“, erzählt Lauritsen. Das bedeutet aber nicht, dass die zufällig dort hängen, wie sie hängen. „Nein, das hat schon seine tiefere Bedeutung“, sagt der Galerist.
„Wir sehen Bilder von Malern, die im Prinzip das Gleiche beschreiben wollen; sie tun es aber alle auf ihre eigene Art. Daraus entsteht eine ganz besondere und interessante Dynamik, finde ich“, so Kent Lauritsen.
Grelle Kontraste
So darf sich der Besucher nicht wundern, wenn er unweit einer sehr naturalistischen Abbildung von drei Kühen in einer Berglandschaft ein nahezu van-Goghsches Gemälde einer typisch nordschleswigschen Feldlandschaft entdeckt. Auf den ersten Blick könnte der Kontrast nicht größer sein.
„Das Ölbild mit den Kühen ist von Fritz G. Thomsen. Auch wenn das Motiv ganz bestimmt keine nordschleswigsche Landschaft zeigt, sondern wahrscheinlich irgendwo in Tirol entstanden ist, dürfen seine Bilder in der Ausstellung über die nordschleswigsche Landschaftsmalerei nicht fehlen. Thomsen stammt nämlich aus Broacker“, erzählt Lauritsen.
Das andere Bild ist von Peter Nicolaisen signiert; sein Name ist im Gegensatz zu Thomsens zeitlebens eng mit dem Landesteil verbunden gewesen. Er galt durch und durch als nordschleswigscher Künstler. „Es handelt sich hierbei übrigens um einen frühen Nicolaisen“, präzisiert der Galerist.
Die beiden erwähnten Maler sind ganz deutlich Vertreter völlig unterschiedlicher Epochen und Stilrichtungen. Thomsen wurde 1819, wie von Lauritsen erwähnt, in Broacker (Broager) geboren und starb 1891 in Hellebæk auf Seeland. Nicolaisen indes – geboren 1894 in Ballum an der nordschleswigschen Westküste – starb 1989 in Ekensund (Egernsund) an der nordschleswigschen Ostküste. „Auch wenn sie verschiedene Stilrichtungen vertreten, so lässt sich doch nicht sagen, was richtiger ist. Ich finde, beide Interpretationen haben ihre Berechtigung“, sagt der Galerist.
Ein relativ neuer Kunstbegriff
„Die Idee, unsere Umgebung in Gemälden zu schildern, ist relativ neu in der Kunstgeschichte. Sie entstand erst vor wenigen Hundert Jahren. Die Landschaft wurde davor nur als Staffage oder Hintergrund der eigentlichen Botschaft des Bildes aufgefasst; das konnte eine historische Schlacht sein oder auch ein religiöses Motiv. Inzwischen sehen wir die Landschaft als Wert an sich an – als gemeinsamen Referenzrahmen“, erläutert die Kunsthistorikerin Elisabeth Hertzum den Begriff der Landschaftsmalerei.
Begleitender Vortrag
Wer aus ihrem berufenen Munde mehr über die Landschaftsmalerei im Allgemeinen und die nordschleswigsche Landschaftsmalerei im Besonderen erfahren möchte, sollte ein waches Auge auf die Homepage der Galerie halten (www.gallerinexus.dk). „Elisabeth Hertzum wird Mitte Juni bei uns einen Vortrag zu dem Thema halten. Der genaue Tag und die Uhrzeit werden noch bekannt gegeben“, kündigt Galerist Kent Lauritsen an.
Barrierefreier Zugang
Die Galerie Nexus ist eine der größten privaten Kunstausstellungen des Landes. Sie ist im Erdgeschoss des ehemaligen Dorfkrugs eingerichtet. Auch wenn ein paar Stufen zur Vordertür führen, so sind auch gehbehinderte Besucher herzlich willkommen. Der Hintereingang ist barrierefrei zugänglich. „Hupen genügt“, stellt Kent Lauritsen lachend fest. Allerdings ist ein vorheriger Anruf unter der Rufnummer +45 2327 2512 vielleicht doch anzuraten.
Die Ausstellung über die nordschleswigsche Landschaftsmalerei läuft ab Sonntag, 16. Mai, bis einschließlich Sonntag, 20. Juni. Die Galerie ist freitags und sonntags von 13 bis 16 Uhr sowie nach Absprache geöffnet. Der Eintritt ist frei.