Jugendliche und junge Erwachsene
„Ich komme nicht nach Apenrade zurück“
„Ich komme nicht nach Apenrade zurück“
„Ich komme nicht nach Apenrade zurück“
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Katharina Kley ist enttäuscht von dem Angebot für junge Menschen in der Fördestadt und auch über die fehlende politische Unterstützung bisher. Stadträtin Signe Bekker Dhiman hat die Rufe der Jugend gehört und hat erste Hebel in Bewegung gesetzt, um das zu ändern, wie sie im Gespräch verrät.
„Ich komme nicht nach Apenrade zurück“, sagte Katharina Kley bei einer Veranstaltung, die kürzlich im Haus Nordschleswig stattfand. Die 18-Jährige war bei der jüngsten Kommunalwahl als Kandidatin für die Schleswigsche Partei angetreten und hat einen beachtlichen Stimmerfolg für sich verbuchen können. Doch die Stadt enttäuscht sie. „Für Jugendliche gibt es kaum Möglichkeiten, sich außerhalb des Zuhauses zu treffen“, beklagte sie unter anderem.
Die Stadt hat sich in den vergangenen Jahren zwar verändert, so ist der Campus entstanden und auch das Nordertorviertel hat sich herausgemacht – und trotzdem: „Es hat sich bisher kein richtiger Treffpunkt für uns entwickelt“, sagte Kley bei der Veranstaltung.
Wo drückt der Schuh?
Wir haben mit Katharina gesprochen, um herauszufinden, wo genau der Schuh drückt.
„Ich wohne selbst im Wohnheim des Deutschen Gymnasiums für Nordschleswig. Dort haben wir untereinander natürlich Kontakt, aber außerhalb der Schule Kontakte zu knüpfen ist es schwierig“, berichtet die gebürtige Örstedterin, die wegen des Schulbesuchs nach Apenrade gezogen ist.
Kein Platz für den Campus-Rat
Katharina ist darüber hinaus Mitglied des Campus-Rates (Campus Råd), der die jungen Menschen vor allem politisch vertreten soll. „Wir waren in einem Raum im Keller des 10-Klasse-Gebäudes untergebracht – ohne Fenster“, erzählt sie. „Wir wollten gerne zentralere Räume, am besten in einem der leerstehenden Geschäfte in der Fußgängerzone. Dann sind wir öffentlich mehr sichtbar und auch besser zugängig“, begründet die DGN-Schülerin, die sich die Räumlichkeiten als Treffpunkt für den Campus-Rat, aber auch für andere junge Menschen vorstellt. Für viele sei es nämlich schwierig, ein soziales Umfeld aufzubauen, wenn es in die neue Schule geht, „man keine Leute kennt und nicht in einem Sportverein aktiv ist.“
Kein Geld für zentralen Jugendtreff
Doch das Geld dafür fehlte. „Obwohl das eigentlich nicht richtig ist“, sagt Katharina, denn „der für uns zuständige Kultur- und Freizeitausschuss hatte uns eine Summe von 100.000 Kronen bewilligt. Das Geld war allerdings zweckgebunden für Veranstaltungen. Uns ist jedoch ein zentraler Treffpunkt wichtiger, als einige kleine Veranstaltungen, die wir auch ohne die Finanzhilfe durchführen können“, meint die junge Frau. „Uns wäre eine gute Lokation lieber als die Events“, fasst Katharina zusammen.
Sogar der lokale Gewerbeverein „ShopiCity“ hatte sich dafür ausgesprochen, dem Campus Rat einen Platz in der Innenstadt zukommen zu lassen.
Der Campus Rat bat, die Mittel anders einsetzen zu dürfen. Der Ausschuss lehnte jedoch ab.
Neuer Campus-Rat-Platz – aber weiterhin schlechter Zugang
Allerdings wurden inzwischen andere Räume gefunden. „Wir haben ein Zimmer im „Nygadehuset“ bekommen“, berichtet Katharina. Doch richtig froh ist der Rat nicht, denn „wir teilen das Zimmer mit anderen Nutzern. Und so zentral das Haus auch liegen mag, spontan geht man nicht dort hinein. Und Vorbeigehende können nicht sehen, ob wir grade dort sind oder nicht.“ Das „Nygadehuset“ ist ein Kulturhaus an der Nygade, wo unter anderem Konzerte und verschiedene Werkstätten angeboten werden.
Der Campus, der eigentlich viel Raum für die jungen Menschen bietet, wird nicht so angenommen, wie die Planerinnen und Planer es sich vorgestellt hatten. Höfe, Spiel- und Sportplätze sind außerhalb der Schulzeiten zumeist gähnend leer.
Woran das liegt, ist nur zu vermuten. Katharina glaubt, dass es an vor allem an den fehlenden Angeboten in der Stadt liegt. Viele fahren nach der Schule wieder nach Hause.
Unattraktive Innenstadt
„Die Innenstadt bietet genügend für das ältere Publikum. Für die Jugendlichen gibt es keine richtig zugeschnittenen Möglichkeiten. Zudem wünschen wir uns ein noch größeres Angebot, um abends und vor allem am Wochenende auszugehen. Das ,Gazzværket‘ ist zwar gut, aber eine Alternative wäre toll“, so die Vorsitzende der JungenSpitzen, die sich auch für das Nachtleben – als auch für die Fußgängerzone – eine Verjüngungskur wünscht.
Blick Richtung Sonderburg
Mit etwas Neid blickt Katharina Kley in Richtung Sonderburg, wo es unter anderem das Jugendkulturhaus „Mejeriet“ gibt, das nicht nur Platz für Zusammenkünfte gibt, sondern auch ein speziell auf das junge Publikum abgestimmtes Programm mit verschiedensten Events. „Es ist zudem ein tolles Gebäude und zeigt. Wir investieren in die Jugend – in allen Bereichen und nicht nur in die Ausbildungsstätten“, findet sie. Das fehle in Apenrade. Ähnliches wünsche sie sich für Apenrade.
„Man muss an die Jugend denken, denn wer mag nach der Ausbildung schon in einen Ort zurückkehren, an dem man sich nicht wohlgefühlt hat“, gibt sie zu bedenken.
Politik reagiert
Es scheint sich jedoch etwas zu tun – zumindest auf der politischen Bühne, denn im Gespräch räumt Sozialdemokratin Signe Bekker Dhiman, die den Kultur- und Freizeitausschuss seit der jüngsten Wahl im November 2021 leitet, ein, dass „es zu viele Jugendliche gibt, die sich nicht wohlfühlen“, wie sie sagt. Deshalb habe sie Schritte in die Wege geleitet, um Veränderungen zu schaffen.
„Ich habe mich mit den Vorsitzenden anderer Ausschüsse verständigt, denn die Herausforderung liegt nicht nur bei einem Fachgebiet. Das ist komplexer“, erklärt die Stadträtin.
Was gibt es in der Kommune – ein breiter Überblick
Jetzt wird sie sich einen Überblick verschaffen, welche Angebote es für die jungen Menschen in der Kommune gibt. „Und wir schauen dabei auf die ganze Kommune, denn die besteht nicht nur aus der Stadt Apenrade“, so Bekker Dhiman. Außerdem wolle sie breiter auf die Thematik schauen und sich ein umfassendes Bild verschaffen, fügt sie hinzu und berichtet, dass der Ausschuss sich jüngst auf einer Studientour in Mitteljütland umgeschaut hat, um sich dort unter anderem über den Umgang mit der Jugendkultur informieren zu lassen. „Wir haben und angesehen, welche Angebote den Jugendlichen dort gemacht werden“, so die Sozialdemokratin.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sollen ein gutes Leben bei uns haben.
Signe Bekker Dhiman, Stadträtin
„Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sollen ein gutes Leben bei uns haben“, umreißt sie das Ziel ihrer Arbeit.
Skater waren Thema im Ausschuss
Jüngst stand auch ein Anliegen der „Skaterszene“ auf der Tagesordnung des von Bekker Dhiman geleiteten Ausschusses. Sie wünschen sich bessere Möglichkeiten, um den Sport auszuüben, der „nicht nur für Jugendliche attraktiv ist, sondern auch für Erwachsene und Familien mit Kindern“, wie es in der Tagesordnung heißt.
Die Skater halten sich derzeit zumeist im „Genforeningshave“ (Wiedervereinigungsgarten) am Madevej auf, wo im Winter die Schlittschuhbahn eingerichtet ist. Die bestehende Skateranlage mit sogenannten Pipes im Stadtteil Hohe Kolstrup (Høje Kolstrup) wird wegen der dezentralen Lage kaum genutzt, stellen die Skatefreunde fest.
Der Ausschuss hat beschlossen, Finanzierungsmöglichkeiten zu finden – allerdings nur, wenn ein Verein gegründet wird.
Ein Schild soll übrigens helfen, auf den Campus Rat im Nygedahuset aufmerksam zu machen, so Signe Bekker Dhiman, die findet, dass der Rat dort „ein gutes Zuhause gefunden hat“.