Kulturkommentar

„Ballett: Plane ich meine Zukunft nach einer Leidenschaft?“

Ballett: Plane ich meine Zukunft nach einer Leidenschaft?

Ballett: Plane ich meine Zukunft nach einer Leidenschaft?

Julika Koehn
Nordschleswig
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So leicht es auch aussieht – Ballett bleibt harte Arbeit. Foto: Karin Riggelsen

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Wie beeinflusst eine Sportart deine Zukunft und wie weit ist das möglich? „Nordschleswiger“- Praktikantin Julika Koehn teilt ihre Erfahrungen über ihre Leidenschaft zum Ballett und erklärt, warum auch ausgefallenere Sportarten in kleinen Städten die verdiente Aufmerksamkeit bekommen sollten.

Ballett ist mit Hochleistungssport vergleichbar und fordert über den physischen Aspekt auch emotional, psychisch und künstlerisch extreme Disziplin. Einmal in die Welt der Tutus (ein Rock aus mehreren Schichten Tüll), Pirouetten und den Klängen der Klaviermusik eingetaucht, ist ein Leben ohne das Streben nach Perfektion im Tanz unvorstellbar.

Doch anders als bei anderen Sportarten, trifft leider nicht jeder in seinem Wohnort auf einen Verein, der diese Wünsche erfüllen kann.

 

Ein Umzug in eine andere Stadt, für das Studium, eine Ausbildung oder eben das Abitur. Wie schaffe ich es, meiner Leidenschaft die nötige Zeit zu schenken, wenn meine Ballettschule südlich der Grenze im schönen Flensburg liegt?

Diese Frage ging mir bei der Planung meines Umzugs nach Apenrade für die Oberstufe am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig durch den Kopf. Schweren Herzens fiel dann die Entscheidung, dem Ballett aufgrund der Entfernung und einer neuen Lebenssituation eine Pause zu gönnen.

 

Drastische Veränderung nach vielen Jahren

Bereits als kleines Mädchen fing ich mit dem Ballett an, es war immer ein Teil meines Lebens und mein einziges Hobby. Verschiedene Ballettschulen, verschiedene Trainerinnen und Trainer, jahrelange Freude am Sport und Träume von der großen Bühne als „Primaballerina“. Der Umstand, dass der Traum mit einer Absage auf eine Bewerbung an einer renommierten Ballettschule in Deutschland zerplatzte, erleichterte mir die Entscheidung zumindest ein wenig, auf „Pause“ zu drücken.

Wie vielleicht der eine oder andere nachempfinden kann, ist eine Sportart manchmal mehr, als sich bloß auszupowern. Dahinter steckt für so manche der gesamte Lebensinhalt oder eine persönliche Geschichte, die dazu beiträgt, die eigene Persönlichkeit zu formen. Die Disziplin und das Durchhaltevermögen sind nur ein Bruchteil von dem, was mich das Ballett auch außerhalb von Tanzsälen gelehrt hat. Umso schwieriger war die Pause.

Von mehreren Einheiten pro Woche zu keinerlei Training, das dazu führte, dass ich mich für andere Sportarten nicht motivieren konnte. Nichts konnte mein Herz so sehr erobern, wie das Ballett und jeder Film, jede Erinnerung an „damals“ war eine Erinnerung daran, dass mir die Möglichkeit zu tanzen, verwehrt blieb.

 

Ohne geht es auch nicht

Nach anderthalb Jahren ohne Ballett und dennoch tägliche Gedanken daran, entschied ich mich dazu, wieder mit dem Tanzen anzufangen. Allerdings wieder südlich der Grenze, da die Möglichkeiten in Apenrade und Umgebung nur begrenzt sind. In Hadersleben, gute 23 km von Apenrade entfernt, verbirgt sich die nächste Gelegenheit, in meiner Altersklasse Ballett zu tanzen. Des Weiteren ist Sonderburg eine Anlaufstelle. Beides ist ohne ein Auto und mit ländlichen Busverbindungen nur schwer zu erreichen. Es nahmen mich glücklicherweise eine Gruppe in meiner Ballettschule in Flensburg, die idealerweise am Wochenende stattfand, und meine Trainerin, Alexandra Pascu, mit offenen Armen wieder bei sich auf.

Beim Tanzen die Sorgen des Alltags zu vergessen und seinem Geist freien Lauf zu lassen, ist neben den physischen Effekten über die vielen Jahre ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zu meinem Wohlbefinden geworden, auch außerhalb des Tanzsaales. Der Traum der Primaballerina verweilt dennoch in der Vergangenheit.

Für die Zukunft weiß ich aber nun, dass es für mich ein Kriterium für einen Umzug in eine andere Stadt (beispielsweise für ein Studium) ist, die Möglichkeit zu haben, dort Ballett tanzen zu können.

 

Angebote der Vereine

Aus dem Blickwinkel von jemandem, dessen Sportart nur vereinzelt angeboten wird, würde ich mich über mehr Möglichkeiten und Unterstützung auch in kleineren Städten freuen. Dass das Angebot unter anderem auf der Nachfrage beruht und vergleichsweise Fußballvereine in jeder Kleinstadt aufzufinden sind, liegt daran, dass Ballett hingegen keine gängige Sportart ist. Deshalb ist es umso wichtiger, dieser Form von Tanzkunst mehr Aufmerksamkeit zu schenken und es in jeglichen Altersgruppen zu etablieren. Ballett ist für alle da, du bist nicht zu jung, nicht zu alt und auch deine Vorerfahrungen spielen keine Rolle. Lasst uns gemeinsam tanzen!

 

 

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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