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Absage an Trennung von Partei und Kultur
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Nach einer ungewöhnlich scharfen Debatte mit Kritik an der Minderheiten-Führung. Die Einigkeit, die bei der Wahl nach außen demonstriert wurde, bröckelte ganz gewaltig. Einer der fünf Kandidaten, Chr. Nissen aus Sophienthal (Sofiedal), schrieb, er habe loyal „einen verwirrenden Dualismus im Wahlkampf vermeiden wollen“.
„Man kann nicht einmal aus Protest gegen die Sperrklausel der Folketingswahl fernbleiben, um sich bei der nächsten Wahl aus demselben Grund an der Wahl zu beteiligen. Das zeugt von politischem Dilettantismus, da machen die Wähler einfach nicht mit.“
K. F. Cornett aus Hoyer (Højer) eröffnete mit diesen harschen Worten einen regelrechten Leserbrief-Krieg im „Nordschleswiger“ – gerichtet gegen die Minderheiten-Führung. Der Grund für diese oppositionellen Stimmen war das nach ihrer Ansicht schlechte Abschneiden bei der Folketingswahl 1968, nachdem die Schleswigsche Partei 1966 aus Protest gegen die Sperrklausel ja nicht teilgenommen hatte.
Die Einigkeit, die bei der Wahl nach außen demonstriert wurde, bröckelte ganz gewaltig. Einer der fünf Kandidaten, Chr. Nissen aus Sophienthal (Sofiedal), schrieb, er habe loyal „einen verwirrenden Dualismus im Wahlkampf vermeiden wollen“ und „sich stillschweigend dem Programm des BDN allein aus diesem Grunde angeschlossen“.
„Der BDN ist nicht loyal, deshalb schweige ich nicht mehr“, so Nissen, der unter anderem die Forderung erhob, dass die drei Kandidaten mit den meisten persönlichen Stimmen künftig auch die deutsche Minderheit im Kopenhagener Kontaktausschuss vertreten sollten.
„Wenn wir das nicht respektieren, brauchen wir an keiner Wahl mehr teilzunehmen, das Vertrauen ist dann endgültig zerstört“, so Nissen – nicht ganz ohne Hintergedanken, denn er hatte schließlich 1968 die drittemeisten persönlichen Stimmen erzielt.
Schmidt-Oxbüll versucht Comeback
In der neuen Minderheit innerhalb der Minderheit meldete sich auch ein namhafter Ex-Politiker aus dem alsischen Schmollwinkel nach seiner „Entmachtung“ durch den BDN zurück: Der frühere Folketingsabgeordnete Hans Schmidt-Oxbüll stellte sich an die Seite von Chr. Nissen und kritisierte vor allem Generalsekretär Rudolf Stehr, dem er vorwarf, die Antworten des Hauptvorsitzenden Harro Marquardsen geschrieben zu haben. „Seit 1966 herrschte Verwirrung in der Führungsspitze aufgrund ihrer unheilvollen Hochstapelei“, meinte Schmidt-Oxbüll.
Cornett legte nach: „Ohne Chr. Nissen wäre die Niederlage bei der Folketingswahl um ca. 600 Stimmen höher ausgefallen.“ Harro Marquardsen wies die Verdächtigungen und Vorwürfe zurück, die „von der glatten Lüge bis zur politischen Hochstapelei“ reichten.
„Heilsame Unruhe“
Nicht der von der Diskussion selbst betroffene Chefredakteur Jes Schmidt, sondern sein Stellvertreter Redakteur Hanjörg Böhle versuchte im „Nordschleswiger“, die erregten Gemüter etwas zu beruhigen. „Heilsame Unruhe, wohin man blickt. In der großen Welt und im kleinen Nordschleswig. Um es genauer zu sagen: in der noch kleineren Volksgruppe.“
Redakteur Böhle („in Gruppen und Grüppchen hat es zu rumoren begonnen“) empfahl den „kritischen Heißspornen“: „Wenn sie den sprichwörtlichen alten Karren aus tief ausgefahrenen Gleisen heben, wenn sie zu einer Erneuerung des Lebens in der Volksgruppe führen, sollten sie willkommen sein.“
Die von ihm in der Überschrift gewünschte „heilsame Unruhe“ traf jedoch nicht, es wurde weiter nachgetreten. Chr. Nissen ging direkt den Hauptvorsitzenden an: „Findest du, Harro, dass es demokratisch und mit dem Willen der Wähler vereinbar, als der Bund Hans Schmidt als ersten Vorsitzenden abwählte, als er zu diesem Zeitpunkt mehr persönliche Stimmen hatte als der Bund Mitglieder?“
Pastor ergreift das Wort
Der heftige Streit alarmierte sogar den Apenrader Pastor Schimanski mit den Worten: „Habe keine nationalen Interessen, möchte aber meinen lieben Deutschen als rechter Pastor dienen.“
Er kommentierte dieses „unwürdige Spiel“: „Es schmerzt und ist tief bedauerlich, dass der frühere Folketingsabgeordnete der deutschen Minderheit durch solche Auseinandersetzungen ... uns zum Gespött der Leute macht, uns und anderen schadet.“
Keine Änderung im Kontaktausschuss
Trotz der Warnung von Cornett („Der deutsche Wähler lässt sich nicht noch einmal hinters Licht führen“) und der Forderung nach der Wahl von Chr. Nissen in den Kopenhagener Kontaktausschuss: Die Delegiertenversammlung des BDN unterstützte weiterhin den Kurs der Minderheiten-Spitze. Sie wählte zum dritten Mal innerhalb einer Periode von nur drei Jahren wie bisher die drei Kandidaten für den Kopenhagener Kontaktausschuss, also Harro Marquardsen, Arthur Lessow und Jes Schmidt.
Nun polterte in einem Leserbrief der Vater von Chr. Nissen, Jep Nissen aus Klein-Jündewatt, nach dem „großen Bogenspucken“ gegen die „Machenschaften im autoritären Regime der Minderheit“: „ ... fehlen uns bis heute in der deutschen Volksgruppe die elementarsten Voraussetzungen für Demokratie und Menschenrechte“, meinte dieser Mann trotz eigener unrühmlicher Vergangenheit aus der Nazi-Zeit.
Doch wieder zur Wahl
Die oppositionelle Forderung nach einer Arbeitsteilung zwischen BDN und Partei blieb ebenfalls auf der Strecke. „Der BDN muss beschränkt werden auf die kulturelle Arbeit. Die Schleswigsche Partei muss der politische Willensträger unsere Volksgruppe werden“, erklärte Cornett nach der Wahl 1968, und auch der Student Siegfried Christiansen aus Kopenhagen hatte in dieser Richtung „revolutionäre Töne“ angeschlagen, doch zunächst galt die Konzentration der Kräfte der Kommunalreform 1970, die die politische Landkarte in Nordschleswig völlig veränderte.
Nordschleswig wurde zu einem Großkreis („Det sønderjydske amt“), und die Zahl der Kommunen wurde von 110 auf 23 reduziert. Bei der ersten nordschleswigschen Amtsratswahl 1970 erzielte die Schleswigsche Partei 7.501 Stimmen – sogar beachtliche 10 Prozent mehr als bei der Folketingswahl 1968.
Im August 1971 bestätigte der Bund Deutscher Nordschleswiger dann mehrheitlich den umstrittenen Beschluss von 1968: Die Schleswigsche Partei nahm am 21. September 1971 (trotz Sperrklausel) erneut aussichtslos an der Folketingswahl teil. Mit 6.743 Stimmen blieb das Ergebnis knapp unter dem Resultat von 1968 (6.831). „Die Liste S kam einigermaßen gut über die Runden“, meinte die Zeitung, und Harro Marquardsen stellte befriedigt fest: „Wir zogen alle an einem Strang“ – rechtzeitig vor der Volksabstimmung 1972 zur EWG.