Wort zum Sonntag
„Das Wort zum Sonntag, 21. April 2024“
Das Wort zum Sonntag, 21. April 2024
Das Wort zum Sonntag, 21. April 2024
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Das Wort zum Sonntag für den 21. April 2024 von Pastor Axel Bargheer, Pastor der Deutsch Reformierten Kirche in Kopenhagen
Gedanken unter den Linden
Wie mit dem Lineal gezogen führt die Allee von der Hauptstraße auf das Landgut zu, das wie ein kleines Schloss in den Feldern liegt und von einem Graben umschlossen ist. Bei sonnigem Frühlingswetter gehe ich die anderthalb Kilometer, rechts und links von mir alte Linden, nur hin und wieder ersetzen jüngere Bäume die entstandenen Lücken in dem alten Bestand.
Seit wenigen Tagen ist es wärmer geworden und neues Laub sprießt aus den gerade noch kahlen Ästen. Die graubraunen Stämme der Bäume mit ihrer tiefgefurchten, rissigen Borke einerseits und das leuchtend hellgrüne Blätterwerk über mir umrahmt die Allee, an deren Ende man wie am Ende eines Tunnels einen Blick auf das Schloss bekommt.
Ein tolles Bild, aber noch mehr begeistert es mich, dass man nach den kalten und dunklen Monaten sehen kann, wie das Leben wieder sichtbar in die Natur zurückkehrt. Und: mir wird deutlich, dass die Menschen, die diese Allee vor Generationen gepflanzt haben, viel vom Wesen des Lebens verstanden haben.
Als sie damals kleine Bäume an den Rand dieses Weges gepflanzt haben, war von dem heutigen üppigen Grün und den kräftigen Stämmen noch nichts zu sehen. Ja, sie konnten davon ausgehen, dass auch zu ihren Lebzeiten die Alleebäume nicht die Größe erreichen würden, die diese Allee heute so beeindruckend und schön macht. Und trotzdem haben sie die Bäume gepflanzt.
Hätten sie nur auf den Nutzen für sich selbst gesehen, hätten sie Erdbeeren oder Kartoffeln anpflanzen müssen – und wir würden dann heute über einen Feldweg gehen müssen. Wir selbst hätten diese Allee so gar nicht anpflanzen können, sondern sie ist aus dem gewachsen, was andere getan haben, nicht zum eigenen Nutzen oder zur eigenen Freude, sondern zu unserer.
Bevor wir nicht verstehen, dass wir Teil von etwas Größerem sind, bevor wir nicht gewahr werden, dass wir nicht nur im Jetzt leben, sondern dass es eine Vergangenheit und eine Zukunft gibt und wir an beidem Anteil haben, bevor wir nicht erkennen, wie sehr wir aufeinander und auf die Schöpfung um uns herum angewiesen sind, haben wir noch nicht erfasst, was wichtig und wesentlich ist.