Kulturkommentar
„Zehn Jahre zu spät: Ich habe Game of Thrones geschaut“
Zehn Jahre zu spät: Ich habe Game of Thrones geschaut
Zehn Jahre zu spät: Ich habe Game of Thrones geschaut
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Zu blutig, zu brutal, zu viele Intrigen – lange hat sich Journalistin Kerrin Trautmann geweigert, die Fantasy-Serie rund um den eisernen Thron zu schauen. Anfang des Jahres hat sie nachgegeben. Was sie nach drei Monaten, sieben Staffeln und 67 Folgen über sich selbst gelernt hat, schreibt sie in einem Kulturkommentar.
Neues Jahr, neues Glück, dachte sich mein Mann wohl, als er mich im Januar erneut versuchte zu überreden, mit ihm Game of Thrones zu schauen. Ob es ihm nicht zu langweilig sei, zu wissen, wer, wann stirbt, wer welche Hintergedanken hat und Intrigen spinnt? Nein, er beharrte darauf, dass er es gerne noch einmal sehen wolle und es mir gefallen würde.
Daran hatte ich starke Zweifel. Zu blutig und zu brutal waren mir die Erzählungen von meinen Freundinnen und Freunden in Erinnerung geblieben, die die Serie vor mehreren Jahren gesehen hatten. Dennoch gab ich nach vielen Jahren des Widerstands nach und wir schauten die ersten zwei Folgen.
Ich war überfordert mit den vielen Namen und den zahlreichen Handlungssträngen. Ich hatte keine Lust, die Serie weiterzusehen, die genauso brutal war, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Aber ich tat es trotzdem.
Dabei kam ich zu der Erkenntnis: Ich mag es nicht, wenn mein Mann recht hat! Ich gewöhnte mich tatsächlich an die Figuren, litt mit ihnen und wurde sauer, wenn ihnen etwas Schlimmes widerfuhr. Es überraschte mich, dass ich mich über den Tod von Charakteren freute, die mir nicht gefielen. Ich wunderte mich über den Wandel, den manche Figuren durchmachten und wie sie mir ans Herz wuchsen.
Besonders freute ich mich über bekannte Gesichter, die ich aus anderen Serien kannte: Guck, da ist Kasper Juul und Katrine Fønsmark aus Borgen oder Dar Salim und Sibel Kekilli aus dem Tatort.
Ein kleiner Wermutstropfen bleibt allerdings. Ich kann meine Freude oder Wut über die Handlungen der Serie nicht in meinem Bekanntenkreis teilen, denn für Spekulationen, wie es wohl weitergeht, bin ich zehn Jahre zu spät. Mit jeder Folge kann ich die Aufregung nachvollziehen, die bei jeder neuen Staffel aufkam und ich bin ein bisschen traurig, dass ich damit so spät dran bin.
Aber besser spät als nie. Wer weiß, vielleicht lese ich, nachdem ich die letzte Staffel Game of Thrones geguckt habe, ja jetzt doch noch die Harry-Potter-Bücher, oder schaue mir Herr der Ringe an. Bevor ich den neuesten Avatar-Film sehe, muss ich allerdings noch mindestens fünf Jahre warten, ich muss ja nicht jedem Hype sofort hinterherlaufen.