Kulturkommentar
„Wert der Wissenschaft“
Wert der Wissenschaft
Wert der Wissenschaft
Ein Kulturkommentar von Claudia Knauer, Büchereidirektorin des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig.
Nein, es tut mir leid, auch an dieser Stelle geht es um das allumfassende, unser Leben auf den Kopf stellende Thema Coronavirus. Corona war für uns noch vor wenigen Monaten allenfalls eine mexikanische Biersorte, jetzt beherrscht es unser Denken. Wer sich dem Nachrichtenfluss, der mittlerweile ein reißender Strom geworden ist, nicht entzieht, kann schier verzweifeln.
Wo soll man anfangen? Es müssen die Krankenhäuser aufgerüstet, die Pflegekräfte und Ärzte besser bezahlt werden, es fehlt an Schutzausrüstung, viele Menschen werden arbeitslos, was ist mit den Obdachlosen, den Drogenabhängigen? Wer kümmert sich um die freischaffenden Künstler? Wer rettet die Theater? Die lokalen Einkaufsläden? Überhaupt die Wirtschaft? Wie soll die noch funktionieren? Und dann die Studenten, die Schüler. Was ist mit Prüfungen? Wer auf diesen Berg starrt, kann nur verzweifeln.
Aber, das Gute daran: keiner muss das alles allein bewältigen. Wir haben eine funktionierende Demokratie mit verantwortungsvollen Politikern, die zum Glück ihre weit in die Freiheit eingreifenden Gesetze mit Ablaufdatum versehen haben (sicher ist sicher!) und eine arbeitsteilige Gesellschaft, in der auch Gewerkschaften und Arbeitgeber ihren Teil beitragen.
Und wir haben Medien, die seriös arbeiten. Jetzt ist ihre Stunde. Wer will auf irgendwelche News aus irgendwelchen dubiosen Quellen vertrauen, wenn es ums Leben geht.
Und zum anderen gewinnt die Wissenschaft wieder an Wert. All das abfällige Zurseiteschieben von Fakten zugunsten von Fakes geht den Bach runter, wenn ein Impfstoff und ein Heilmittel gefunden werden muss. Das kann man nämlich nicht herbeifabulieren oder twittern.
Ja, es gibt die Ewigunverbesserlichen, die Verschwörungstheoretiker und andere Durchgeknallte. Aber wer gut durch diese Zeit kommen will, der setzt auf die Wissenschaft. Und nicht nur die Naturwissenschaft. Wir brauchen auch die Philosophen, Politikwissenschaftler, Psychologen und Soziologen, die uns erklären, wie Gesellschaft – weiter – funktioniert.
Und dann brauchen wir natürlich auch die Kultur, den Ausweis unseres Menschseins. Gerade jetzt digital, bald wieder analog. Wir werden es so genießen.