Kulturkommentar

„Stilles Örtchen: Wie man es allen recht macht“

Stilles Örtchen: Wie man es allen recht macht

Stilles Örtchen: Wie man es allen recht macht

Deutschland/Dänemark
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Nicht jeder Mensch identifiziert sich mit seinem biologischen Geschlecht. Foto: dpa/Peter Steffen

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Immer häufiger sieht man im öffentlichen Raum Unisex-Toiletten, die von allen Geschlechtern genutzt werden. Anna-Lena Holm schreibt in ihrem Kulturkommentar, dass das nicht die beste Lösung ist und plädiert für drei Toiletten statt nur einer.

Die Gleichheit, ganz unabhängig vom Geschlecht, ist ein essenzieller, gesellschaftlicher Wert, dem zwar immer mehr – jedoch noch längst nicht genug – Aufmerksamkeit zuteilwird. Der Weg zu mehr Gleichberechtigung sollte konsequent sein, es können nicht einfach Bereiche ausgespart werden. Oder vielleicht doch? Wer ist befugt, diese Bereiche abzustecken? 

Betrachtet man das Thema „Unisex-Toiletten“, wird diese Problematik besonders deutlich. Seit Jahren setzen sich Personen verschiedener Geschlechtsidentitäten dafür ein, öffentliche WCs nicht mehr nur dem jeweiligen biologischen Geschlecht zugänglich zu machen, damit auch sie sich nicht für einen Gang auf eine öffentliche Toilette rechtfertigen müssen.

Kontroverses Thema

Im Jahr 2022 veröffentlichte der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) eine Richtlinie, die gemeinsame geschlechtsunabhängige Toiletten in der Öffentlichkeit vorsieht. In Dänemark und den anderen nordischen Ländern ist die Praxis der geteilten Kabine schon länger gängig und längst zur Normalität geworden. 

In Deutschland sorgte ebendiese Richtlinie für immensen Widerstand bei diversen Feministinnen. Sie argumentieren mit der Sicherheit der Frau. Gewalt gegen Frauen und Femizide, also die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts, seien Realität. Sich nicht in den Toiletten zurückziehen zu können, ihn als Ort des Schutzes und der Sicherheit zu verlieren, sei inakzeptabel. Frauen verkniffen sich nun den Gang zum Klo – aus Angst. 

Unisex-Toilette in Hamburg
Unisex-Toilette in Hamburg Foto: Privatfoto

Aber reicht der Gedanke weit genug? Brauchen nicht auch Transpersonen einen solchen „Safe Space“? Der Angst sind sie nicht minder ausgesetzt. Sie beispielsweise zum Gang auf die Herren-Toilette zu nötigen, wenn sie sich mit diesem Geschlecht nicht identifizieren, ist übergriffig. Auch auf Damen-Toiletten sind Betroffene geschmacklosen Bemerkungen und missbilligenden Blicken ausgeliefert. Es ist daher absolut einleuchtend, sich in dieser Position befindend, Unisex-Toiletten zu fordern. 

 

 

 

Cis-Frauen und -Männer sind diejenigen Personen, die sich mit ihrem, nach der Geburt zugeteilten, biologischen Geschlecht identifizieren. 

Für jeden das Richtige

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, scheinen solche „Toiletten für alle“ eine gute Lösung zu sein. Erst wenn Unisex-Toiletten allerdings ein verlässliches, drittes Angebot darstellen, profitieren alle Personen von dieser Initiative. So muss sich niemand mehr den Rückzugsort mit potenziell übergriffigen Cis-Frauen oder Cis-Männern teilen, die entsprechende diverse Lebensentwürfe nicht tolerieren wollen oder können.

Die Präsenz von Unisex-Toiletten darf die Präsenz von Männer- und Frauen-Toiletten nicht ausschließen. Auf diese Weise würden alle Belange befriedigt und niemand benachteiligt – Gleichberechtigung für alle.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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