Kulturkommentar

„Der Schokmok-Schock“

Der Schokmok-Schock

Der Schokmok-Schock

Apenrade/Aabenraa
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Milchkaffee, Latte Macchiato, Cappuccino, Americano – die Auswahl an Kaffeespezialitäten ist schier unendlich. Doch eigentlich geht es bei der Kultur des Kaffeetrinkens gar nicht um ein koffeinhaltiges Heißgetränk, sondern um etwas ganz anderes, findet Journalistin Kerrin Jens.

Endlich ist es wieder möglich, einen Kaffee trinken zu gehen. Doch Kaffee ist nicht gleich Kaffee, wie ich feststelle, als ich mit zwei Freundinnen im Außenbereich eines Cafés sitze.

Milchkaffee, Latte Macchiato, Cappuccino, Americano, Flat White, Galao, Cortado … Zu allem Überfluss haben wir in diesem Café auch noch die Wahl zwischen heller und dunkler Röstung. Nach gefühlten 20 Minuten und mehreren Internet-Recherchen sind wir bereit für unsere Bestellung.

„Einen Cappuccino mit dunkler Röstung, einen Galao mit heller Röstung und einen Schokmok mit dunkler Röstung mit Hafermilch und ohne Sahne, bitte.“

Völlig entgeistert schaut uns der Kellner, der noch nicht lange dort zu arbeiten scheint, an und fragt: „Was für einen Schock?“, dann lässt er sich das Wort Schokmok buchstabieren. Nach einiger Zeit kommt er mit unserer Bestellung zurück, und alle sind zufrieden.

Als ich meiner Kollegin Anke davon erzähle, guckt sie mindestens genauso fassungslos wie der Kellner. Für sie ist schwarzer Kaffee der einzig wahre Kaffee.

Doch wenn ich an den Nachmittag zurückdenke, fällt mir auf, dass es beim Kaffeetrinken eigentlich gar nicht ums Kaffeetrinken geht, sondern um die Tradition, sich mit Freundinnen auszutauschen und zusammen zu sein, und das geht eben besonders gut mit einem Heißgetränk.

Egal, ob mit einem italienischen Espresso und doppelt so viel Milchschaum (Cappuccino), einem portugiesischen Kaffee auf der Basis eines Espressos mit einem Viertel aufgeschäumter Milch (Galao), einer heißen Schokolade mit Espresso (Schokmok) oder eben einem schwarzen Kaffee – ganz ohne „Firlefanz“, wie Anke sagen würde.

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