Kulturkommentar
„Oma goes SoMe“
Oma goes SoMe
Oma goes SoMe
Kulturkommentar von Nina Tholander, Mitarbeiterin beim Nordschleswiger
… oder warum wir unsere Enkel in der digitalen Welt nicht alleine lassen dürfen.
Manche erinnern sich aus ihrer eigenen Jugend an diesen Satz von den Eltern: „Sowas hat es bei uns nicht gegeben!“ Dann kam plötzlich von Oma oder Opa: „Jetzt hör aber auf, ihr wart doch kein bisschen anders!“
Und weil Großeltern oft einen größeren Überblick, bzw. ein entspannteres Verhältnis zu den Enkelkindern hatten, konnte man mit vielen Fragen oder ratsuchend zu ihnen kommen. Dadurch wussten sie vieles, was die Eltern über ihre Kinder nicht wussten.
Damals.
Großeltern können einen gewissen Stellenwert haben: Sie sind Familie, nicht Eltern, aber eine softere, verständnisvollere Version von Erwachsenen, die einem bei Problemen zur Seite stehen können.
Wie ist das heute?
Nehmen die Groß- oder Urgroßeltern noch Anteil am Leben ihrer jugendlichen Enkel?
Es sieht so aus, als hätten sich viele Menschen der älteren Generation aus dem digitalen Zeitalter verabschiedet – oder es erst gar nicht betreten.
Doch wie wollen wir am Leben der Jugend oder dem unserer Enkelkinder teilhaben, wenn wir nicht wissen, was sie bewegt, womit sie sich beschäftigen, wie ihre Kommunikation funktioniert und wie sie ticken?
Wer sich als älterer Mensch nicht ganz abmelden will, kann sich nicht einfach nur zur Ruhe setzen, den Lebensabend genießen und die Jungen mit ihrer Zukunft allein lassen.
Wir sind doch noch da.
Wer den jungen Menschen menschlich und vielleicht sogar moralisch zur Seite stehen will, übernimmt auch im Alter noch eine gewisse Verantwortung für die Gesellschaft, in der wir leben. Dazu gehört, dass ich mich „digital weiterbilde“!
In Zeiten wie diesen muss ich wissen, was Facebook, Instagram, Twitter, WhatsApp, Messenger, Snapchat, Youtube etc. sind und
sogar ungefähr wissen, wie diese sozialen Medien funktionieren.
Nicht zu vergessen: Die neuen Mitbewohner Namens Alexa, Cortana oder Siri, die digitalen Assistenten, die mittlerweile Einzug in moderne Wohnungen gehalten haben und mit denen unsere Enkel und Urenkel groß werden.
Es geht also schon früh los! Schon die ganz Kleinen können Musik mit der Tonie-Box hören oder haben interaktive Tip-Toy-Bücher, bei denen ein digitaler Stift an bestimmten Stellen im Buch einen Code ausliest, der eine Tondatei aktiviert. Das können schon Zweijährige!
Wir müssen das alles nicht kritiklos gutheißen, doch wenn wir mit den Enkeln einen Dialog auf Augenhöhe führen wollen, müssen wir das nötige Wissen mitbringen.
Nur so können wir Omas und Opas ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und ihnen helfen, auch die Gefahren an einer rundum digitalisierten Welt zu sehen und damit umzugehen.
Als Nebeneffekt oder als Belohnung haben wir, mit ein bisschen Glück, ein Super-Verhältnis zu den jungen Leuten, können mitreden, vereinsamen nicht und bleiben im Alter länger fit im Kopf!