Kulturkommentar

„Lockig auf zu neuen Ufern“

Lockig auf zu neuen Ufern

Lockig auf zu neuen Ufern

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Büchereidirektorin Claudia Knauer schreibt in ihrem Kulturkommentar über lange Haare, Spaziergänge und die neue App „Clubhouse“.

Claudia Knauer ist Jahrgang 1961, lebt mit ihrem Mann in Apenrade (Aabenraa) und ist Direktorin der Büchereien der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Sie war unter anderem stellvertretende Chefredakteurin beim „Nordschleswiger“ und schreibt seit Jahren weiterhin Gastbeiträge.

Es gibt einige spannende neue Trends: Der Sichtbarste: Die Herren tragen wieder Locke, die Damen Pferdeschwanz. Da die Friseure entweder gar nicht oder gerade erst geöffnet haben, gibt es ganz neue Anblicke bei den digitalen Konferenzen. Es ist klar erkennbar, wer eine Haarschneidemaschine und eine/n mutige(n) Partner/in hat, die/der beherzt mit dem Fünf-Millimeter-Raspel über den Schädel geht. Die anderen begnügen sich damit, wachsen zu lassen, was wachsen will. Manches ist vielleicht gekommen, um zu bleiben.

Das kann auch für die Konjunktur des Spazierengehens gelten. Möglicherweise wird daraus sogar die Kunst des Flanierens, wie in den ganz alten (ob guten sei dahingestellt) Tagen. Sehr viele, auch sehr junge Menschen, haben entdeckt, wie schön es an der frischen Luft ist. Gut, der Alternativen gibt es nicht viele. Aber vielleicht hat auch das Langzeitwirkung. So Hand in Hand oder, je nach Status, Seit an Seit durch die Landschaft zu schlendern, jeden Feldweg zu untersuchen und im eigenen Umfeld immer wieder neue Ecken zu entdecken, hat sehr viel Charme.

Und dann gibt es noch die Mündlichkeit. Wir sprechen wieder mehr miteinander und im Idealfall hören wir sogar zu. Am Telefon oder eben – siehe oben – beim Spaziergang. Natürlich gibt es da auch einen digitalen Trend. Er heißt zum Beispiel Clubhouse. Bei dieser App, und anderen ähnlich strukturierten, geht es nicht darum, sich im oder mit dem besten Bild zu präsentieren, sondern miteinander zu reden. Zu den seltsamsten Zeiten, weil die App Teilnehmer aus aller Frauen Länder hat. Zu den merkwürdigsten Themen wie „Hausumbau“ oder „Thoughts on casual sex“ (nein, ich weiß nicht, worum es da ging) oder den international LinkedIn-Club.

Es gibt Entwicklungen, die Hoffnung machen, die wir weiter verfolgen und an denen wir uns freuen sollten. Also: schüttelt den Lockenkopf, macht euch auf in die Landschaft und sprecht miteinander.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

Mehr lesen

Leitartikel

Marle Liebelt Portraitfoto
Marle Liebelt Hauptredaktion
„Neuwahlen in Deutschland? Minderheit könnte von einem Ampel-Aus profitieren“

Leserbrief

Christel Leiendecker
„Die Kreativen unterstützen ein reiches und vielfältiges Geschäftsleben “