Kulturkommentar
„Leere Wände, leeres Papier“
Leere Wände, leeres Papier
Leere Wände, leeres Papier
Büchereidirektorin Claudia Knauer blickt in ihrem Kulturkommentar auf das Jahr 2020 zurück und betont die Wichtigkeit von Kunst und Kultur.
Das Jahr hat uns alle ganz ordentlich gebeutelt. Manche mehr, andere weniger. Corona hat keine und keinen verschont. Die Menschen, die krank wurden, vielleicht sogar liebe Nahestehende verloren haben, wurden am härtesten getroffen.
Aber auch diejenigen, die ihr monatliches Einkommen nicht vom Staat oder ähnlich sicheren Instanzen bekommen, mussten wiederholt die Zähne zusammenbeißen, um nicht laut zu weinen, weil ein Lebenswerk oder Lebensinhalt zerbröselte.
Künstlerinnen und Künstler, die sogenannten Soloselbstständigen, und all das, was dazugehört wie Management, Caterer, Veranstaltungstechnik usw., fielen in Dänemark wie in Deutschland immer wieder zwischen die Stühle oder standen vor derartigen bürokratischen Herausforderungen, dass sie gar nicht an die spärlichen Geldtöpfe kamen.
Tja, was müssen die auch in Kunst und Kultur machen, haben einige gedacht oder es vielleicht sogar gesagt. Tja, warum wohl? Weil sie müssen. Weil es ihre Leidenschaft ist. Weil sie dafür sorgen, dass wir als Menschen uns von Maschinen oder Tieren unterscheiden.
Keine Kunst? Keine Kultur? Okay. Dann bleiben die Wände in deiner Wohnung weiß. Du wohnst ist einer Hobbithöhle oder einem seelenlosen Betonklotz. Bücherregale brauchst du keine, denn es gibt keine Bücher. Fernseher? Wozu? Wer macht denn die Filme? Spotify? Ne, es gibt keine Musik, denn keiner macht sie. Theater? Nein, denn Schauspieler/innen gibt es nicht.
Denk doch selbst über dich und dein Menschsein nach. Den Spiegel hält dir keine/r vor. Keine/r gibt Interpretationshilfe, Anstoß zur Diskussion, zum guten Streit um die Sache – um Impfungen zum Beispiel. Das kannst du dann bei Vogelgesang und schönen Landschaftsbildern tun, denn die Natur ist gratis. Für alles andere, was uns zum Menschen macht, müssen wir bezahlen. Auch in der Pandemie.