Kulturkommentar
Die Inszenierung des Selbst
Die Inszenierung des Selbst
Die Inszenierung des Selbst
Der Kulturkommentar von Lukas Severin, Praktikant in der Kulturabteilung des Bundes Deutscher Nordschleswiger.
Besonders bei Jugendlichen ist es ein bekanntes Phänomen: Es gibt einen Freund, der sich unbeschwert und lustig verhält, wenn man mit ihm alleine ist, sobald aber jemand anderes dazukommt, wechselt seine Haltung schlagartig. Er wird gehässig, herablassend, geradezu aggressiv. Was ist passiert?
Der Soziologe Erving Goffmann beschreibt in seinem Buch: „Wir alle spielen Theater“, wie aus seiner Sicht menschliche Interaktionen einem Theaterspiel gleichen. Die Teilnehmer eines Gesprächs nehmen sowohl die Rolle der Schauspieler (Die Persona, als die sie sich selbst sehen oder von anderen gesehen werden wollen), als auch die Rolle der Zuschauer ein, der Ort des Geschehens ist die Bühne, auf der die Interaktion stattfindet. Mit wem jemand interagiert, wo, wann, wieso und wer zusieht oder zusehen könnte, beeinflusst den Gesprächsverlauf sehr.
Die oben genannte Situation wird, so Goffmann, dadurch erklärt, dass sich die Personenkonstellation, das heißt, die Teilnehmer des Gesprächs, geändert hat. Waren zuvor nur zwei anwesend, ist nun ein Dritter präsent – eine weitere Variable. Diese Person ist eventuell jemand, die es zu beeindrucken gilt. In dem Versuch, sich selbst zu profilieren, handelt der zuvor freundliche Freund herablassend, um sich selbst als überlegen oder anderweitig besser darzustellen. Verlässt die andere Person die Szene wieder, kehrt auch der Freund zu seiner ursprünglichen Rolle zurück.
Man erkennt an diesem Beispiel gut die Vielfältigkeit der Rollen, die ein Mensch einnehmen kann, und wie diese sich nicht gegenseitig ausschließen.