Kulturkommentar

„Der höfliche Tourist, die höfliche Touristin“

Der höfliche Tourist, die höfliche Touristin

Der höfliche Tourist, die höfliche Touristin

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Dänemark, das Land der weiten Küsten und vergänglichen Sandkunst. Claudia Knauer nimmt uns mit auf eine Reise durch die dänische Kultur und zeigt uns, dass Höflichkeit keine Sprachbarrieren kennt. Während Runensteine unter Glas ruhen und Statuen bewacht werden, begegnen wir hier unhöflichen Touristen, die meinen, lautes Deutsch würde alles klären.

Gut, wir in Dänemark haben keine alten Mauern, in die man seinen Namen und den seiner Liebsten ritzen kann. Wir müssen uns nicht wie Athen und Rom vor Menschen fürchten, die nach ihrem Vandalismus feststellen: „Ach, das war antik und wichtig. Wusste ich gar nicht. Dachte, das wäre nur alt.“

Wir punkten mit über 8.000 Kilometer Küstenlinien und wer das Bedürfnis hat, etwas in den Sand zu schreiben, tue das und erlebe die Vergänglichkeit des Lebens.

Die Runensteine in Jelling sind zum Glück schon unter Glas und in der Glyptothek wachen eifrige Augen darüber, dass niemand auf die Idee kommt, die Statuen mit Inschriften zu verunstalten.

Was wir im Lande haben, sind unhöfliche Touristinnen und Touristen, die der irrigen Ansicht sind, wenn sie nur laut genug Deutsch sprechen, dann versteht man sie schon. Das sind Momente zum Fremdschämen. Ja, im Grenzland wird viel Deutsch gesprochen und verstanden. Nein, nicht alle können diese schöne Sprache und das müssen sie auch nicht, weil wir in Dänemark leben. Es wäre natürlich schön, weil es einem eine zusätzliche Welt eröffnet, aber es ist keine Pflicht. Und der Bäcker in Apenrade ist kein Ort, an dem zwingend Deutsch gesprochen werden muss. Das ist aber nicht jeder Person klar, wenn in lautem Deutsch, ohne auch nur im Ansatz höflich zu fragen, ob diese Sprache verstanden wird, über das falsche Brot, das über den Tresen gereicht wurde, gezetert wird. Und ein barsch hingehaltener Schein mit dem Wort „Euro“ macht es nicht besser.

Höflichkeit sieht anders aus. Entweder lernt man ein paar Phrasen im Vorwege (Hab ich für den Frankreichurlaub gemacht. Ich hab auf Französisch erklärt, dass ich kein Französisch spreche und ob man mich wohl auf Deutsch oder Englisch versteht – mit dem Erfolg, dass ich mit französischen Sätzen überschüttet wurde. Aber nett war es.) oder man fragt, ob man wohl Deutsch sprechen könne. Das wäre schön für alle: Für das junge Mädchen hinter dem Tresen, die Mehrheit der deutschen Touristinnen und Touristen, die sich außerordentlich höflich verhalten und für die Umstehenden aus der Minderheit, die sich dann nicht fremdschämen müssen, denn sie sind ein anständiges Auftreten gewohnt.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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