Kulturkommentar

„Frühling lässt sein blaues Band …“

Frühling lässt sein blaues Band …

Frühling lässt sein blaues Band …

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Claudia Knauer ist überzeugt, dass jeder Frühling mit einem guten Gedicht beginnt. Und dem Osterspaziergang aus Goethes Faust. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“

Er ist’s (1829)

Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!

Mit diesem Gedicht hat sich Eduard Mörike in die Herzen, die Gedichtsammlungen und ins Gedächtnis geschrieben.

Aber ist es noch das, mit dem wir den Frühling begrüßen? Der im Übrigen in diesem Jahr ein bisschen arg auf sich warten lässt. Morgen um Morgen entweder mit dem Blick auf gefrostete Dächer oder gräuliche Wolken aufzuwachen, die sich gerne im Laufe des Tages auf die Radfahrer/innen ergießen, weckt nicht gerade das Gefühl, lichteren Zeiten entgegenzugehen.

Aber die Warenhäuser, Supermärkte und die Werbung sorgen dafür, dass wir wissen, was die Stunde geschlagen hat. Ab Ende Januar machen mir die entsprechenden Heftchen klar, dass ich nun den Garten vorbereiten muss. Was kann ich schon alles tun, wenn draußen noch Dunkelheit und nasse Kälte herrschen. Man kann Tomaten anzüchten oder Zwiebeln ein- oder ausgraben, schon über den ersten Rasenschnitt nachdenken und ob und welche Nachsaat erforderlich wird.

Das ist dann immer der Moment, wo ich beschließe, dass die Tomaten- und Gurkenpflänzchen auch im fortgeschrittenen Stadium gekauft werden können und mein Rasen mit dem Moos auch sehr schön aussieht. Ich bin, wie man unschwer herauslesen kann, kein Gartenmensch. Ich mag den Garten, meinen giftfreien, wilden. Wachsen und wachsen lassen, ist mein Motto, und deshalb wische ich großzügig, wie bei Tinder, die Gartenangebote nach rechts (oder war die Ablehnung links?).

Wie auch immer: Frühling beginnt mit einem guten Gedicht und natürlich mit dem Osterspaziergang aus Goethes Faust. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“

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