Kulturkommentar
„Freiraum für das Kind in uns“
Freiraum für das Kind in uns
Freiraum für das Kind in uns
In diesem Kulturkommentar macht sich Maylin Adomat Gedanken über die Rückbesinnung auf die Kindheit im Erwachsenenalter und warum es in Ordnung ist, dem inneren Kind auch mal nachzugeben.
Wenn ich an meine Kindheit in den 90ern zurückdenke, dann kommen mir überwiegend positive Erinnerungen, es war für mich damals eine heile, bunte Welt.
Rückblickend erstaunt es mich daher umso mehr, dass ich im Jugendalter so schnell wie möglich die bunte Kinderwelt hinter mir lassen und erwachsen werden wollte. Und in den ersten Jahren nach der Volljährigkeit dachte ich auch tatsächlich kaum an die Kindheitstage zurück.
Seit einiger Zeit beobachte ich jedoch etwas an mir, das ich als Kindheits-Nostalgie bezeichnen würde.
Besonders in stressigen Phasen und auch gerade jetzt in der Corona-Zeit wächst manchmal die Sehnsucht nach der sorgenfreien Kindheit, und dann empfinde ich eine vorübergehende Reise in ebenjene Zeit als sehr angenehm.
Das merke ich vor allem dann, wenn ich für mein dreijähriges Patenkind Kinderbücher aussuche und mir diese vorher selbst durchlese. Das hat schon eine erstaunlich entspannende Wirkung. Auch sehe ich mir seit einiger Zeit wieder gerne alte Kinderserien an, die ich damals so geliebt habe.
Mittlerweile weiß ich, dass ich damit nicht alleine bin. Von vielen Freunden in meinem Alter höre ich Ähnliches, und als ich mich vor ein paar Tagen mit Freundinnen traf, wurde aus dem geplanten Filmabend kurzerhand ein Disney-Film-Abend mit den Helden unserer Kindheit.
Ich frage mich seitdem öfter, woher diese Nostalgie kommt. Was löst sie aus?
Der Wunsch nach Abstand vom oft anstrengenden (und manchmal sogar etwas tristen) Erwachsenenalltag? Die Sehnsucht nach einem kleinen Stück kindlicher Geborgenheit in einer sich schnell verändernden Zeit und einer komplexen Gesellschaft? Die Freude an einfacher, lustiger Unterhaltung? Oder vielleicht alles zusammen?
Ich kann das gar nicht genau beantworten, gebe aber zu, dass ich schon teilweise ein merkwürdiges Gefühl dabei habe, wenn ich Kinderbücher lese oder mir Kinderfilme anschaue. Dann stelle ich mir die Frage, ob man es sich als Erwachsener überhaupt erlauben kann, auf diese Weise der Realität zu entfliehen.
Mittlerweile denke ich aber, es hat durchaus seine Vorteile, ab und zu dem inneren Kind nachzugeben. Denn so ein Filmabend mit Goofy und Co. kann einen sehr positiv stimmen, und die Kraft tanken lassen, die man braucht, um am nächsten Tag auch in der Erwachsenenwelt wieder durchstarten zu können.