Kulturkommentar

„Es wird lichter“

Es wird lichter

Es wird lichter

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Ein Kulturkommentar von Büchereidirektorin Claudia Knauer.

Claudia Knauer ist Jahrgang 1961, lebt mit ihrem Mann in Apenrade (Aabenraa) und ist Direktorin der Büchereien der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Sie war unter anderem stellvertretende Chefredakteurin beim „Nordschleswiger“ und schreibt seit Jahren weiterhin Gastbeiträge.

Ja, es wird lichter. Irgendwann und daran müssen wir festhalten. Das Gute: Die Natur spielt uns in die Hände. Wer zu arg frühmorgendlicher Stunde hoch muss, tut das mittlerweile schon im Tageslicht. Die Frühblüher sind bereits verwelkt, die Osterglocken neigen ihre gelben Häupter gen Boden und kundige Menschen versuchen, Bärlauch im Wald zu finden (ich lass das lieber, die Blätter ähneln meiner Meinung nach zu sehr den Maiglöckchen und die sind komplett giftig -meine Botanikkenntnisse sind limitiert, aber ich kann eine Buche von einer Kiefer unterscheiden).

Es wird sogar, irgendwann, wärmer. Und auch das können wir gut gebrauchen. Die Pandemie mit all ihren Einschränkungen lastet noch schwer auf uns und überstanden ist sie nicht. Möglicherweise müssen wir uns an den Massenverbrauch von Gesichtsmasken gewöhnen, daran, dass das Lächeln in den Augenwinkeln liegen muss, ans Hände desinfizieren, vielleicht sogar ans Abstand halten.

Aber es kommen der Tag und die Stunde, zu denen wir andere Menschen wieder in die Arme schließen werden – ohne Plastikumhang dazwischen wie auf dem genialen World Press Foto des Dänen Mads Nissen. Auch wenn der Umhang wie ein Engel aussieht. Echte Menschenwärme ist schon besser.

Menschen haben zu allen, auch schon zu viel schlechteren Zeiten, an der Hoffnung festgehalten, ob sie religiös fundiert ist oder nicht. Ohne Hoffnung stünden wir nicht auf, gingen dem Tagewerk nicht nach, würden kein Buch schreiben oder lesen, komponieren oder Musik hören, wir setzten keine Kinder in die Welt. Der Mensch ist schon ein ausnehmend kompliziertes faszinierendes Tier. Unterscheiden wir uns vom Affen, vom Wal, von der Fruchtfliege dadurch, dass wir hoffen dürfen? Im Genom sind die Differenzen nicht so grandios, aber irgendwo liegt das, was uns dazu befähigt an besser Zeiten zu glauben.

Und wenn die Natur uns Sonne und Wärme schenkt und die Kultur die passenden Bücher, Theaterstücke, Lieder und Sinfonien, dann gibt es allen Grund, auf die Zukunft zu setzen.

Allein Glaube und Hoffnung allerdings reichen nicht aus: Abstand, Masken, Desinfektion, Impfung gehören immer noch auch dazu. Nicht vergessen.

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

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