Kulturkommentar
„Empör‘ dich witzig“
Empör‘ dich witzig
Empör‘ dich witzig
In seinem Kulturkommentar berichtet Uffe Iwersen, BDN-Kulturkonsulent, von Ironie im Internet.
In so manchen sogenannten Diskussionen über Gesellschaft und Politik in den Kommentarfeldern sozialer Medien gibt es Diskussionsteilnehmer/innen, die versuchen, Ironie als Instrument zu nutzen, um die eigene Meinung zu unterstreichen oder eine andere Meinung ins Abseits zu stellen. Gute Idee. Dies funktioniert jedoch nur, wenn man nicht durch [Ironie off] oder [Ironi kan forekomme] im Statement auf die Ironie hinweisen muss. Das ist, als ob man die Pointe eines Witzes erklären muss. Irgendwie peinlich und somit auch der Aussage nicht dienlich.
Dabei ist clevere Ironie in Diskussionen so vielfältig einsetzbar und wichtig. Sie kann u. a. bloßstellen, aufklären, verachten (ja, einige haben Verachtung verdient!), kritisieren, Meinungen untermauern, unterhalten, Empörung darstellen und den Ernst der Welt etwas auflockern.
Nun habe ich in letzter Zeit Beiträge gelesen, die einem u. a. weismachen wollen, Ironie sei nur noch ein Deckmantel der eigenen Unwissenheit, und Ironie und Sachlichkeit gingen nicht (mehr) Hand in Hand. Letztere Behauptung wurde in einem Artikel (Januar 2019) u. a. durch die langersehnte Sachlichkeit und den damit zusammenhängenden guten Umfragewert Annegret Kramp-Knarrenbauers belegt. Fast zwei Jahre später ist dieser Beleg zu Ironie aufgestiegen.
Auch wenn mir durchaus klar ist, dass Ironie auch überhandnehmen und Empörung nicht immer schöngelächelt werden kann: Ironie und Ernsthaftigkeit/Sachlichkeit gehen auch heutzutage Hand in Hand. Zum Glück, denn diese Kombination ist wichtiger denn je. Nur ist nicht jeder/jede dazu fähig. Es gibt diejenigen, die teilweise bestimmt legitime Anliegen haben, diese aber durch ihre ironieverlassene Art nicht an Mann und Frau bringen können und dadurch dann auf Widerstand stoßen. Und das ist dann genau so kontraproduktiv wie die [Ironie off-]Beiträge im Internet. Dies ist mir besonders im Laufe des Herbstes im Rahmen der Diskussionen rund um Sexismus und Corona-Restriktionen aufgefallen.
Empört euch doch, falls ihr etwas Wichtiges auf dem Herzen habt – aber vergesst und verlernt vor lauter Sachlichkeit nicht das Lachen.