Kulturkommentar

„Einsame Erwachsene“

Einsame Erwachsene

Einsame Erwachsene

Apenrade/Aabenraa
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Ein Kulturkommentar von Charlotte Hülser.

Der Radiosender DR P1 hat in der vergangenen Woche ein Thema aufgegriffen, das auch mich aktuell sehr beschäftigt: einsame Erwachsene. In dem Programm ging es darum, wie schwierig es sein kann, als Erwachsener aus einer gewohnten Umgebung mit festen sozialen Kontakten in eine völlig neue Stadt zu ziehen, dort neue Menschen kennenzulernen und sich so etwas Neues aufzubauen. Oder wie in meinem Fall in ein neues Land.

Die Sprachbarriere, kulturelle Gepflogenheiten und ein begrenzter bekannter Radius machen es nicht gerade leicht, Freunde zu finden oder sagen wir eher, soziale Kontakte zu knüpfen. Das hier soll kein Gejammer darüber sein, wie schlecht es mir in meiner neuen Heimat geht. Noch dazu bin ich ja nicht ganz allein, schließlich bin ich gemeinsam mit meinem Freund nach Nordschleswig gekommen, und wir fühlen uns beide sehr wohl.

Dennoch finde ich es gut und sehr wichtig, auch über die Dinge zu sprechen, die nicht so rund laufen. Und es ist nun einmal nicht so leicht, über den Job hinaus soziale Kontakte zu knüpfen. Für uns, die aus einem festen sozialen Umfeld kommen, das wir in Deutschland zurückgelassen haben, ist das ungewohnt und, ja, manchmal einsam. Einsam in der Zweisamkeit sozusagen. 

In der Sendung macht sich die Hauptakteurin eine Flasche Wein auf und erzählt, wie sie diese nun alleine genießt, wohingegen sie in ihrer alten Heimat ein paar Freunde zu sich eingeladen hätte, um in Gesellschaft zu sein. Es sind die banalen Dinge, bei denen mir eine Bezugsperson fehlt.  

Natürlich arbeiten wir daran. Wir versuchen, unseren Radius zu erweitern und auch, die Sprache besser zu beherrschen. Im Endeffekt braucht es wohl das, was in so vielen Situationen das Geheimrezept ist: Zeit und Geduld. Ein bisschen hilft auch die Tatsache, dass wir wohl auch nicht ganz alleine sind mit dieser Schwierigkeit. Gemeinsam einsam eben. Aber hoffentlich nicht mehr lange.

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