Kulturkommentar

„Der Blick in andere Länder und Kulturen“

Der Blick in andere Länder und Kulturen

Der Blick in andere Länder und Kulturen

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Büchereidirektorin Claudia Knauer erläutert in ihrem Kulturkommentar, warum es sich lohnt, auch einmal ein Buch einer Autorin oder eines Autors aus dem Ausland zu lesen.

Die deutschsprachigen Leser könnten ihren Lesehunger durchaus mit dem Angebot in der eigenen Sprache decken. Mit knapp 80.000 Erst- und Neuauflagen – von den weiterhin verfügbaren Titeln ganz zu schweigen – kann eigentlich jedes Bedürfnis gestillt werden. Ob es nun um Krimis, Romane, Gedichtsammlungen, Sachbücher oder Biografien geht.

Das ist gut so, aber doch auch ein wenig langweilig. Warum wohl schielen wir so gerne mal über den Gartenzaun oder in die Fenster des Nachbarn – auch wenn sich das gar nicht gehört? Weil wir mehr wissen wollen, weil wir neugierig sind, weil wir uns unseres Platzes in der Welt, der Stadt, dem Dorf, der Straße auch dadurch vergewissern, dass wir uns in anderen spiegeln, vergleichen, sogar messen oder von ihnen lernen.

Wenn wir also nur auf Deutsch geschriebene Werke lesen oder hören, dann bleiben wir trotz aller Diversität in der Gesellschaft doch immer in einem eng begrenzten Kulturraum. Deshalb erweitern die Übersetzungen aus anderen Sprachen unseren Horizont ungemein. 2019 wurden genau 9.802 Titel aus einer anderen Sprache übertragen. Das Schwergewicht liegt dabei auf den englischsprachigen Titeln mit 61,3 Prozent, aber mit abnehmender Tendenz. 

Es folgen das Französische mit 10,7 und das Japanische mit 10,4 Prozent. Norwegen (2,1) und Schweden (2,0 Prozent) liegen noch vor Dänemark. Aus unserem Land werden 0,7 Prozent der fremdsprachigen Titel übersetzt.

Damit leisten die Verlage, vor allem aber die Übersetzer/innen eine Vermittlungsarbeit, die gar nicht hoch genug geschätzt werden kann. Wenn es sie nicht gäbe, wäre das kulturelle Leben um so vieles ärmer. Wer ein Buch liest, das aus einer anderen Sprache übersetzt wurde, nimmt immer auch Wissen um das andere Land auf. Und damit das Verständnis auch gegenseitig ist, verkaufen deutsche Verlage auch Lizenzen in andere Sprachräume.

Ganz weit vorne liegt dabei China. Dorthin gehen 19 Prozent der Lizenzen. Es folgen mit Abstand Russisch und Spanisch. Besonders nachgefragt sind Kinder- und Jugendbücher. Was für eine genussvolle Art der – möglichen - Völkerverständigung – dank der Verlage und der Übersetzerinnen.

 

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