Kulturkommentar

„Mach es jetzt“

Mach es jetzt

Mach es jetzt

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Ein Kulturkommentar von Büchereidirektorin Claudia Knauer.

Wir alle kennen doch diese Aufschieberitis. Was man heute kann besorgen, das verschiebe doch getrost auf morgen. Das ist verständlich und in Zeiten hoher Anspannung, zum Beispiel wenn Examen drohen, kommt es dann zur Prokrastination. Das hat den Vorteil, dass dann wenigstens die Küche geputzt und das Bücherregal entstaubt wird, anstatt dass die Bücher gelesen und gelernt werden.

Wenn man aber alles aufschiebt, geht einem ganz viel verloren. Warum nicht einmal eine neue Kultur entwickeln? Die Kultur des Jetzt und Sofort.

Das bezieht sich nicht auf den Kommerz, weil ich etwas jetzt und sofort haben will, sondern weil ich etwas jetzt tue. Das kann zum Beispiel der Spaziergang um Mitternacht am Deich sein. Auch wenn der Wind tost oder vielleicht gerade weil es stürmt. Und wenn dann überraschend der Mond hinter den Wolken vorlugt, ist das ein Anblick, der unbezahlbar ist. Und wenn man die Kinder dafür wecken muss, ist das auch in Ordnung. Sie werden sich später mit Freude daran erinnern.

Claudia Knauer ist Jahrgang 1961, lebt mit ihrem Mann in Apenrade (Aabenraa) und ist Direktorin der Büchereien der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Sie war unter anderem stellvertretende Chefredakteurin beim „Nordschleswiger“ und schreibt seit Jahren weiterhin Gastbeiträge.

Wenn einem einfällt, dass man eine Postkarte an einem lieben Menschen schreiben könnte, so richtig mit der Hand und Briefmarke, dann sollte man es jetzt tun. Denn sonst tut man es gar nicht. 

Wenn mehrere sangesstarke Menschen sich zusammenfinden, können Sie auch ein spontanes Konzert im Vorgarten geben. Viele werden daran Freude haben. 

Also, einfach mal vom eingeschlagenen Weg abweichen, dem schrägen Gedanken folgen und etwas tun, was man sonst nicht tut. Dieser Sommer eignet sich perfekt dafür. Jetzt.

Der Herbst mit seinen grauen Tagen kommt dann schon früh genug und da gibt es dann anderes, das man tut. Vielleicht ein Dreigängemenü aus den Resten im Kühlschrank für den Nachbarn, die Nachbarin  kochen. Und ihn oder sie einfach einladen. 

Die in diesem Kulturkommentar vorgebrachten Inhalte sind nicht von der Redaktion auf ihre Richtigkeit überprüft. Sie spiegeln die Meinung der Autorin oder des Autors wider und repräsentieren nicht die Haltung des „Nordschleswigers“.

Mehr lesen

Gastkommentar

Meinung
Cecilie Marie Nielsen,  Praktikantin, 9. Klasse Deutsche Schule Tingleff
„Warum ich als einziges Mädchen in einer Jungen-Mannschaft spiele“

Gastkommentar

Uffe Iwersen
Uffe Iwersen
„Totgesagte leben länger“