Kulturkommentar
„Digitalisierung an Schulen: Vom Overheadprojektor zum iPad“
Digitalisierung an Schulen: Vom Overheadprojektor zum iPad
Digitalisierung an Schulen: Vom Overheadprojektor zum iPad
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Die „klassische“ analoge Kommunikation und der Gebrauch von analogen Medien, der an vielen Schulen in Deutschland gepflegt wird, entsprechen nicht mehr der Zeit. „Nordschleswiger"-Praktikantin Julika Koehn hat den genauen Vergleich: Der Wechsel vom Gymnasium in Deutschland an das deutsche Gymnasium in Apenrade verschaffte ihr eine neue Perspektive des digitalen Lernens.
Nach wie vor erfolgt die Digitalisierung nicht an allen Schulen in gleichem Maße. Gerade bei einem Blick über die Grenze fällt auf, welch große Differenzen entstehen, vergleicht man die Schulen in Deutschland mit denen in Dänemark.
In Deutschland am Gymnasium wurde ich das erste Mal im Homeschooling mit Laptops und Programmen wie Office 365 konfrontiert. Aufgrund der Umstände von Covid-19 brachte ich mir die dafür erforderlichen Fähigkeiten selbst bei. Mit einem Wechsel an das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig (DGN) im Jahr 2021 erfuhr ich, dass die meisten meiner Mitschülerinnen und Mitschüler bereits seit der Grundschule in Dänemark mit iPads oder Laptops arbeiteten.
Allein mit meinen „Basic Skills“ war ich jedoch nicht, andere Schülerinnen und Schüler, die ähnlich wie ich aus Deutschland nach Dänemark kamen, waren teilweise auf demselben Stand. Dass unsere Lehrkräfte am DGN sehr geduldig mit uns waren und auch heute, zwei Jahre später, jede kleine oder große Frage ausführlich beantworten, ist unser Glück.
Wie digital sind die Schulen in Deutschland?
Laut einer Studie der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft gelten 57 von 174 Schulen in Deutschland als digitale Nachzügler. Das bedeutet, dass die besagten Schulen im Bereich der digitalen Bildung nicht gut aufgestellt sind und somit die digitale Infrastruktur negativ beeinflussen. Dabei liegt es nicht einmal an den Beständen der digitalen Geräte in den Schulen, sondern hängt vielmehr von den Digitalkompetenzen der Lehrerinnen und Lehrer ab, die für digitalisiertes Lernen nicht ausreichen.
Was genau aber digitale Bildung bedeutet und wie der Weg dorthin aussieht, formuliert Professor Dr. Ulrich Kerzel, Professor für Data Science und Artificial Intelligence an der International University of Applied Sciences, in folgendem Zitat: „Bei digitaler Bildung geht es nicht darum, die analogen Lehrmaterialien einfach durch digitale Dateien und Tablets auszutauschen. Digitale Bildung bedeutet vielmehr, ein strategisches und ganzheitliches Lehr- sowie Lernkonzept an den Schulen zu implementieren, welches auf digitaler Ebene ganz neu gedacht werden muss.“
Ich gebe ihm recht, das Modell der digitalen Bildung ist weitaus mehr, als bloß an iPads zu arbeiten und im Unterricht kein Papier mehr zu benutzen. Das gesamte Konzept ist komplex und benötigt seine Zeit, um sich entwickeln und optimieren zu können.
Deutschland versus Dänemark
Gerne wird behauptet „Deutschland hängt anderen Ländern bezüglich Bildung hinterher“, das ist mir besonders beim Schulwechsel nach Dänemark aufgefallen. Freundinnen, Freunde und Bekannte sagten als Erstes zu mir, erzählte ich von meinem Wechsel: „In Dänemark ist das Schulsystem ja auch viel besser, gute Entscheidung!“
Ich empfinde es als schwierig, zwei Länder in der Hinsicht miteinander zu vergleichen. Persönlich sagt mir, und erfahrungsgemäß auch vielen anderen Mitschülerinnen und Mitschülern, die von einer Schule in Deutschland nach Dänemark wechselten, das dänische Schulsystem eher zu. Die fortschrittliche Art und Weise des Lehrens und Lernens bereitet uns Schülerinnen und Schülern auf eine Zukunft vor, in der die technologische Entwicklung eine immer größere Rolle spielt. Somit können wir in der späteren Berufswelt schon einige Erfahrungen einbringen.
Zwar bin ich der Meinung, dass beide Länder im Rahmen ihrer Möglichkeiten handeln und für hoffentlich jeden eine Art des Lernens dabei ist. Eine derartige Umwandlung eines Systems, das schon seit vielen Jahren besteht, hängt schließlich von verschiedenen Faktoren ab: Dazu zählen die Bildungspolitik oder auch Gelder, die für technische Anschaffungen oder Fortbildungen der Lehrkräfte benötigt werden.
Die Welt digitalisiert sich weiter
Wie weit sich ein Land digitalisiert, ist eine Frage der Zeit, und früh damit anzufangen ist in vielen Bereichen ein Vorteil, da mit jedem Jahr, das vergeht, weitere technologische Entwicklungen hinzukommen. Diese sollten wir zu einem Zeitpunkt beherrschen, da sie zukunftsrelevant sind und die Welt sich immer weiter digitalisiert, anstatt wieder auf analoge Mittel zurückzugreifen.
Somit sollte sich Deutschland meiner Meinung nach dem Wandel der Zeit anpassen, da nicht alle das Glück haben, über die Grenze hinweg in Dänemark zur Schule zu gehen, um von den hier herrschenden Lehr- und Lernmethoden profitieren zu können.