Glosse

Stubentiger als Löwenzahnbändiger

Stubentiger als Löwenzahnbändiger

Stubentiger als Löwenzahnbändiger

Apenrade/Aabenraa
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Im heimischen Garten schießt das Kraut ins Kraut. Ob sich dieser Kater wohl als Mitarbeiter einspannen lässt? Foto: Marlies Wiedenhaupt

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Manche tarnen sich mit lieblichen Namen – Hirtentäschel. Andere klingen schon nach einem problematischen Zusammenleben zwischen Mensch und Pflanze – Giersch. Hornsauerklee. Löwenzahn. Unkraut eben. Helfen könnte dagegen die Einstellung. Oder das Einstellen von tierischen Helfern.

Sie sind stark. Sie sind hartnäckig. Profis im Konkurrenzkampf. Einige von ihnen sind sogar sehr appetitlich.

Aber: Sie treiben den Menschen zum Wahnsinn, denn sie treiben unermüdlich aus. Diese dominanten Typen! – Beet-Besetzer und Rabatten-Rambos! Rasen-Rowdys! Gehwegplatten-Großmäuler!

Unkraut. Unerwünscht. Ungewollt.

Manche dieser pflanzlichen Platzhirsche tarnen sich mit lieblichen Namen:  Gänseblümchen. Oder Hirtentäschel.  Unerhört! Andere klingen schon nach einem schwierigen Miteinander: Ackerwinde und Brennnessel. Giersch und Hornsauerklee. Löwenzahn.

Kaum einer mag sie. Dabei wird die spontane Begleitvegetation ja nicht als Unkraut geboren, sondern erst von Menschen dazu gemacht. Wird vergiftet und verbrüht, abgeflammt und entwurzelt, rausgerupft und ausgestochen.

Aber nicht ausgerottet.

Deshalb hilft vielleicht nur, sich um ein sozialverträgliches Miteinander zu bemühen. Sich selbst – immer wieder – zu versichern, dass sie ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems sind. Und sie umzutaufen: Beikraut. Kulturbegleitgrün. Klingt doch schon ansatzweise nach guter Absicht für friedliche Koexistenz.

Damit das Kräftemessen ausgeglichen bleibt, kann man vielleicht – wie auf obigem Foto – eine Katze dazu bringen, den Löwenzahn in die Mangel beziehungsweise zwischen ihre Tatzen zu nehmen und kräftig daran zu rupfen. Aber ob sich der Stubentiger zuverlässig als Löwenzahnbändiger einspannen lässt?

Vielleicht hilft nur noch, den Rat eines Garten-„Experten“ zu befolgen, der in einem Vortrag auf die Frage, woran man Unkraut eigentlich erkennt, geantwortet haben soll: „Reißen Sie es raus! Wenn es wiederkommt, ist es Unkraut.“

Ob das eine gute Idee ist? Pusteblume! Äh – Pustekuchen!!!

 

Dieser Text ist Pfingsten 2016 erstmals im „Nordschleswiger“ erschienen.

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