Bio-Lebensmittel
Ökologische Landwirtschaft: Von den Dänen lernen
Ökologische Landwirtschaft: Von den Dänen lernen
Ökologische Landwirtschaft: Von den Dänen lernen
Teilnehmer des Ökolandbautages in Schleswig-Holstein fordern mehr Unterstützung für nachhaltig wirtschaftende Betriebe.
Für Gerold Rahmann ist die Lösung ganz einfach: „Von den Dänen lernen, heißt siegen lernen“, sagt der Direktor des Thünen-Instituts für Ökologischen Landbau in Trenthorst (Kreis Stormarn). Ja, er geht am Montag bei der Ökolandbautagung des Landwirtschaftsministeriums in Osterrönfeld bei Rendsburg sogar noch einen Schritt weiter: „In Dänemark sind Bio-Lebensmittel viel verbreiteter als bei uns. Insofern wäre es gut, die Dänen würden uns wieder besiedeln.“
Zukunft der ökologischen Landwirtschaft
Das sorgt für Heiterkeit in der Halle der Landwirtschaftskammer. Es zeigt aber auch, dass die Gäste auf dem Podium engagiert nach einer Lösung für die zwei zentralen Fragen des Tages suchen: „Welche Zukunft hat der Ökolandbau? Was kann und soll ökologische Landwirtschaft leisten und welche Rahmenbedingungen sind dafür nötig?“
Den Leuten sind doch gute Klamotten oder ein neues Smartphone mehr Wert als gute Lebensmittel.
Landwirt
Denn eines sei klar, sagt Moderatorin Tanja Busse gleich zu Beginn: „Viele Landwirte fühlen sich im Würgegriff zwischen neuen Anforderungen und schlechten Preisen.“ Und schnell wird auch auf dieser Tagung mit rund 350 Teilnehmern klar: Es geht ums Geld. „Warum sollen wir einen Anteil von 20 Prozent Ökolandbau anstreben, wenn der Markt das gar nicht hergibt?“, fragt ein junger Landwirt aus dem Publikum. „Den Leuten sind doch gute Klamotten oder ein neues Smartphone mehr Wert als gute Lebensmittel.“ Der junge Bauer wird gleich mit einer weiteren forschen These von Gerold Rahmann bedient. „Immer wenn wir es mit Marktversagen zu tun haben, dann muss der Staat einspringen.“
Mehr Subventionen gefordert
Der Professor bekommt viel Applaus für seine Forderung, dass die Europäische Union künftig die Landwirte mit mehr Subventionen ausstatten soll, die mehr für Klima- oder Gewässerschutz oder Artenvielfalt tun. „Jetzt ist die Zeit dafür“, sagt Rahmann.
Auch Landwirtschaftminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) ist ein Fan davon. Denn nicht nur die konventionellen Betriebe hätten Existenzprobleme. „Auch mancher Biohof hat Schwierigkeiten, auskömmlich zu wirtschaften.“ Deswegen sei sein Bestreben dafür zu sorgen, dass ökologisch wirtschaftende Betriebe auch mehr Förderung bekommen.
Anzahl der Biohöfe steigern
Das Ziel sei, in zehn Jahren den Anteil der Biohöfe im Land auf 20 Prozent zu steigern. Im Moment sind es 6,6, in ganz Deutschland sind es rund zehn Prozent. „Die Zuwachsraten sind da, das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, meint Albrecht.
Werner Schwarz sitzt direkt neben dem Minister und verzieht bei solchen Sätzen ein wenig den Mund. Denn er vertritt die über 90 Prozent der Landwirte, die konventionell wirtschaften. „Wir wehren uns nicht gegen eine ökologischere Landwirtschaft, aber das muss verträglich geschehen“, sagt der Präsident des Bauernverbandes. „Aber wir brauchen eine Perspektive für alle.“
Unstimmigkeiten zwischen konventionellen und Bio-Bauern
Es könne nicht sein, dass nur Biohöfe von Ökoprogrammen profitierten. „Auch konventionelle Betriebe machen schon sehr viel für Klima- und Umweltschutz“, so Schwarz, der das Publikum auffordert, die Grabenkämpfe zwischen konventionellen und Bio-Bauern zu beenden. Darauf können sich dann schnell alle einigen.
Wir sollten aufhören, die anderen schlecht zu machen. In Dänemark gibt es diesen Gegensatz nicht – auch das machen die Dänen besser als wir.
Gerold Rahmann
Jan Plagge, Präsident des Bioland-Verbandes, sagt: „Es wird in der Landwirtschaft nicht mehr immer billiger und mehr gehen. Wir werden einen Wettbewerb der Nachhaltigkeit bekommen“. Dafür müssten auch Biobetriebe noch mehr tun. Und dabei seien ganz unterschiedliche Konzepte gefragt.
Rahmann fordert auch deshalb mehr Forschungsgelder für den Biolandbau, der nur zwei Prozent vom öffentlichen Kuchen abbekomme. Das gehe aber nicht gegen die konventionelle Wirtschaft, beteuert er: „Wir sollten aufhören, die anderen schlecht zu machen. In Dänemark gibt es diesen Gegensatz nicht – auch das machen die Dänen besser als wir.“