Nonnengänse-Problem

Schäferei Hinz-Andresen aus Westerhever gibt auf

Schäferei Hinz-Andresen aus Westerhever gibt auf

Schäferei Hinz-Andresen aus Westerhever gibt auf

Katharina Wimmer/shz.de
Westerhever
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Die Nonnengänse fügen den Wiesen im Kreis Nordfriesland erheblichen Schaden zu. Die Landwirte fordern eine schnelle Lösung. Foto: dpa/Markus Scholz

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Die Nonnengänse vermehren sich immer stärker und werden für manchen Landwirt zum Problem – Schäferei Hinz-Andresen aus Westerhever gibt nun auf.

Bastian Andresen führt mit seiner Frau Anne Andresen-Hinz die Schäferei in Westerhever. Seit 1947 hat die Familie Hinz den Betrieb, heute in der vierten Generation. 700 Tiere nennen sie ihr Eigen, die auf 200 Hektar Land grasen und so Küstenschutz für Schleswig-Holstein betreiben. Mit Herzblut ist die Familie dabei, doch nun soll zum Ende des Jahres der Betrieb verkauft werden. Es fehlt das Futter für die Tiere und andere Alternativen. 

Mehr als die Hälfte Zukauf an Futter 

Schuld daran sei die Nonnen- oder Weißwangengans, die bereis seit Jahren die Küsten Nordfrieslands bevölkert. Doch Andresens Auffassung nach, ist die Zahl der Tiere immens gewachsen, und der Schaden nicht mehr einzudämmen. „Mittlerweile habe ich vom 1. März bis 1. Juni die Gänse vor der Haustür und das Problem.“ 

 

 

 

Die vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz verminderte Pachtgebühr für die von ihm bewirtschafteten Deichwiesen und die vom Land angebotenen Ausgleichsfläche seien keine Erleichterung für ihn. „Meine Tiere brauchen etwas zu fressen. Die Gänse nagen das Gras so kurz, dass nichts mehr nachkommt oder die Grasnarbe zerstört ist. Es ist alle verfressen und verkotet. Überall wachsen nur noch Disteln. Was helfen mir da andere Wiesen, auf denen es es genauso aussieht.“ 

 

Mehr als 50 Prozent Heu müsse er für seine Schafe dazu kaufen. Ansonsten würden seine Tiere nicht mehr satt. Darüber hinaus halte er seine Schafe nun zwei bis drei Monate länger im Stall als üblich, denn draußen fänden sie eh kein Futter und würden durch die verkoteten Flächen krank werden. Aber auch die lange Stallphase führe zu gesundheitlichen Schäden bei den Schafen, wie zum Beispiel Klauenproblemen. 

Aus diesem Grund seien Kosten für Medikamente und Futter für ihn so stark gestiegen, dass er sogar in den vergangenen zehn Jahren von 1200 Tieren auf 700 abgestockt habe. „Wo soll das noch hinführen? Seit zehn Jahren diskutiere ich mit allen Beteiligten und bekommen keine Hilfe. Für mich ist das finanziell nicht mehr tragbar. Deswegen verkaufen wir und ziehen weg.“ 

Nonnengänse lieben die Salzmarschen 

Klaus Günther von der Schutzstation Wattenmeer, Leiter und Koordinator des Rast­vo­gel-Mo­ni­to­rings, kennt das Problem. Die Population der Nonnengänse sei über Jahrzehnte kontinuierlich angestiegen. An der gesamten Wattenmeerküste sei die Anzahl im Frühjahr von etwa 60.000 Tieren Ende der 80er Jahre auf im Durchschnitt etwa 200.000 Tiere im April der vergangenen fünf Jahre gestiegen. Allein im traditionellen Rastgebiet von Westerhever bis St. Peter-Ording würden sich im Frühjahr in der Regel zwischen 25.000 und 30.000 Nonnengänse aufhalten. 

Die Tiere rasten vor allem im Frühjahr von März bis Mai sowie im Herbst von Oktober bis November, blieben mittlerweile aber im Winter auch recht zahlreich hier. Mitte Mai ziehen gast alle nach Nordosten ab zu den Brutplätzen an der russischen Eismeerküste. Nur ein sehr kleiner Anteil von etwa 5000 Tieren bliebe hier. „Erst in den vergangenen zehn Jahren haben die Nonnengänse die Halligen und auch Inseln wie Föhr und Pellworm neu für sich entdeckt und zahlreich aufgesucht.“ 

Das sei insofern verwunderlich, weil auf Halligen und Inseln bisher nur Ringelgänse rasteten, die das mit der Nahrung aufgenommene Salz besser ausscheiden können, was für sie besonders wichtig ist, wenn sie im Herbst Seegras und Grünalgen im Watt fressen. „Da die Nonnengänse vor allem binnendeichs auf Grünland und nur zum Teil auch auf den Salzwiesen im Vorland fressen, ist das mit dem Salz wohl kein Problem für sie. Vielleicht fliegen sie zum Trinken ab und zu ans Festland und nutzen nur das leckere Gras der Salzmarschen.“ 

Nordfriesische Inseln stark betroffen 

Stark betroffen ist laut Günther auch Pellworm. Dort rasteten in den vergangenen Wochen mindestens 25.000 Nonnengänse. Bürgermeisterin Astrid Korth erklärt hierzu: „Uns ist das Problem durchaus bewusst, und wir nehmen es auf der Insel jeden Tag wahr.“ Der landwirtschaftliche Schaden steige durch die Zunahme an Tieren auch dementsprechend an. 

Und wie im Fall des Schäfers Andresen könne manch einer dies nicht mehr stemmen und gibt auf. „Die Stimmung unter den Landwirten ist katastrophal“, sagt der Kreisbauernvorsitzende Melf Melfsen. Sein Verband fordert „einen angemessenen Schadensersatz für betroffene Landwirte und eine Bestandsreduktion der Tiere.“ Das Kieler Umweltministerium äußerte sich zur Situation und einer möglich Lösung trotz mehrfacher Nachfrage nicht. 

Am 2. Juni will man erneut mit dem Land ins Gespräch kommen. Ministerpräsident Daniel Günther will einen betroffenen Landwirt auf Amrum besuchen und sich selbst ein Bild vom Ausmaß der Schäden machen.

 

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