Kulturkommentar

„„Das Folketing: Immer einen Besuch wert““

„Das Folketing: Immer einen Besuch wert“

„Das Folketing: Immer einen Besuch wert“

Hanna Pauline Wetzel Portrait
Hanna Pauline Wetzel
Kopenhagen
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Walter kennt sich aus im Parlament. Und das ist auch kein Wunder: Bereits seit sechs Jahren ist sein Arbeitsplatz nun im Folketing. Foto: Hanna Pauline Wetzel

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Praktikantin Hanna Wetzel über ihren Besuch im dänischen Parlament und warum offene Türen in der Politik nicht selbstverständlich sind.

Dem Parlament einen Besuch abstatten, das habe ich schon länger nicht mehr gemacht. Zuletzt im Februar 2020 – kurz vor der Corona-Pandemie. Nun stehe ich allerdings nicht im Bundestag in Berlin, sondern in der Eingangshalle des Folketings in Kopenhagen. Vor mir reicht mir mein Kollege vom „Nordschleswiger“ Walter Turnowsky gerade meinen Besucheraufkleber. Er arbeitet im Parlament und berichtet aus der Hauptstadt. Ich habe das Glück und darf mir seinen Arbeitsplatz einmal genauer ansehen.

Wie es im Parlament aussieht

Über eine riesige helle Steintreppe, am Sitzungssaal vorbei und dann noch ein Stück weiter in die nächste Etage, geht es zu Walters Büro. Was direkt auffällt? Das Gebäude wirkt sehr einladend und elegant. Es gibt helle Holzvertäfelungen, teilweise helle, kräftige Wandfarben und die vielen Fenster und Lichtquellen lassen das Parlament und dessen Flure offen und freundlich wirken. Unterstrichen wird dies auch durch die Menschen, die dort arbeiten:  Walter trägt beispielsweise einen festlich schicken dunkelblauen Weihnachtspullover, es begegnen uns Gruppen, die in Blusen und Röcken oder Blazern und Anzügen stecken. Der Dresscode ist Business Casual – hochwertige Kleidung im Kontext des Arbeitslebens. Das kenne ich schon aus Deutschland, allerdings fällt mir hier ein Tick mehr Eleganz auf. 

Die Haupthalle – kurz vor dem Sitzungssaal. Foto: Hanna Pauline Wetzel
Neben kraftvollen Wandfarben hat das Folketing eine Menge an Geschichte zu erzählen. Foto: Hanna Pauline Wetzel

Walter führt mich durchs Haus und ich staune. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter scheinen eher zurückhaltend, wirken, als ob sie sich über die Arbeit unterhalten. Und: Viele der Bürotüren stehen offen im Parlament. Hinter den Türen verstecken sich, je nach Lage des Büros, kleine und große Zimmer mit gemütlichen Sesseln und freundlichen Farben. Wie weihnachtliche Kalendertüren, die nur darauf warten, geöffnet zu werden.

Der Vergleich zu Deutschland

Im Deutschen Bundestag lässt sich, zumindest ausgehend von meinem letzten Besuch, eher weniger entdecken. Das Gebäude ist im Innenbereich hochmodern. Kein Wunder, es wurde erst 1999 nach umfangreicher Umbauten zu dem Deutschen Bundestag, den ich heute kenne. Dazu zählt für mich viel verbauter Beton, Glasfronten und abstraktere Kunst – mit dem größten Anziehungspunkt für Touristinnen und Touristen oder Politikbegeisterten überhaupt: die Kuppel und der Blick auf den Plenarsaal. Ganz zu schweigen von der angrenzenden Dachterrasse, die einen ausgezeichneten Blick über Berlin gewährt.

Im Dschungel des Regierungsviertels zieht sich dieser Stil durch: viel Beton, wenig Farbe. Dafür umso mehr Glasfronten. Kleine gepflanzte Bäume, die sich auch vereinzelt in Innenhöfen finden lassen. Das mag aber auch an der Bauzeit liegen, jegliche Regierungsgebäude wurden in den frühen 2000er-Jahren fertiggestellt. 

Die Eingangshalle vom Paul-Löbe-Haus mit Blick auf das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Beide Gebäude sind nur einen Steinwurf vom Deutschen Bundestag entfernt. Foto: Hanna Pauline Wetzel
Der bekannteste Raum des Deutschen Bundestages ist das Plenum. Foto: Hanna Pauline Wetzel

Das Mysterium der offenen Türen

Dass offene Türen für mich nicht selbstverständlich sind, erzähle ich Walter. Denn obwohl ich 2020 den Bundestag, das Kanzleramt und das Paul-Löbe-Haus besuchen durfte, ist mir keine einzige offene Tür aufgefallen. Zugegeben, damals war ich noch Teil einer Schulklasse und habe keine private Führung bekommen – wie jetzt von Walter. Aber trotzdem, überraschend ist die Situation in Dänemark für mich schon. 

Dabei sind die offenen Türen im Folketing Tradition, wie mir Walter erklärt. Das ist (fast) schon immer so und ist ein Sinnbild von Offenheit gegenüber Journalistinnen und Journalisten. Es kann angeklopft werden im Folketing. Und auch vor oder nach Sitzungen sind Politikerinnen und Politiker meistens zu erreichen. Sie werden einfach im großen Flur, vor dem Sitzungssaal abgepasst. Politikerinnen und Politiker sind für die Presse in Dänemark greifbarer, auch wenn die Tradition in den vergangenen Jahren abgenommen hat, meint Walter. Nun fallen häufiger Absprachen an – zum Teil geht es aber noch im gleichen Umfang. 

Ach, wie schön ist ein Auslandspraktikum 

Einander austauschen zu können und Neues zu lernen ist definitiv eines meiner liebsten Dinge einer Auslandsreise. Das merke ich auch beim Besuch des Parlaments. Umso mehr schwebe ich am Ende die Treppen vor dem Parlament hinunter. Ach, wie schön ein Auslandspraktikum sein kann. 

Eine Flagge, viel Nationalstolz bei den Dänen. Foto: Hanna Pauline Wetzel
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