Notfall-Hilfe
Notrufnummer für Menschen mit psychischen Leiden vorgeschlagen
Notrufnummer für Menschen mit psychischen Leiden vorgeschlagen
Notrufnummer für Menschen mit psychischen Leiden
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Eine landesweite Notrufnummer für psychiatrische Sofort-Hilfe entsprechend der Notrufnummer 112 könnte psychisch kranken Menschen und deren Angehörigen helfen. Allerdings sei es fraglich, ob die am schwersten Erkrankten auch tatsächlich anrufen würden, gibt ein Experte zu bedenken.
Als der mutmaßliche Täter, der für die Schießerei im Einkaufszentrum Field’s am Sonntagabend verantwortlich ist, kurz vor dem Attentat das Krisentelefon der Psychiatrievereinigung angerufen hatte, ging niemand ans Telefon.
Die Sprechzeiten für die Notfall-Telefone waren nämlich aufgrund der Sommerferien geändert worden, wie „DR“ berichtet. Dies führte dazu, dass der 22-Jährige keine Person am anderen Ende der Leitung zu fassen bekam.
Kurze Zeit später tötete er der Polizei zufolge drei Personen und verletzte mehrere Menschen.
Einrichtung einer landesweiten Notrufnummer vorgeschlagen
Die Tragödie hat die Dänische Gesellschaft für Psychiatrie sowie mehrere Politikerinnen und Politiker veranlasst vorzuschlagen, dass eine landesweite Notrufnummer für psychiatrische Notfälle eingerichtet wird.
Während man in Notfällen wie beispielsweise einem Herzinfarkt die Notrufnummer 112 anrufen kann, gibt es keine vergleichbare Notrufnummer für die Psychiatrie.
Verhandlungen für eine Notrufnummer im September
Sowohl Venstre als auch die Konservativen sind der Auffassung, dass eine Notrufnummer im kommenden Zehnjahresplan für die Psychiatrie berücksichtigt werden müsse. Die Verhandlungen hierfür sollen im September beginnen.
Auch die Volkssozialisten und damit eine der Stützparteien der Regierung sind dieser Meinung.
„Ich kann durchaus die Vorteile einer landesweiten Notrufnummer sehen. Dies kann in Zusammenarbeit mit einigen der Organisationen geschehen, die die Aufgabe gegenwärtig lösen. Der Vorschlag sollte in jedem Falle untersucht werden“, sagt die Fraktionsvorsitzende Karina Lorentzen.
Experten bezweifeln Nutzen einer speziellen Notrufnummer
Allerdings ist es nach Auffassung von Poul Videbech, Professor für Psychiatrie an der Universität Kopenhagen, bereits heute möglich, dass psychisch kranke Menschen rund um die Uhr eine psychiatrische Notfallaufnahme anrufen können.
Er warnt zugleich davor, dass man glauben solle, dass ernsthaft erkrankten Personen wie beispielsweise Menschen mit einer Psychose die Notrufnummer nutzen würden.
„Wenn man psychotisch ist, erkennt man seine Erkrankung oftmals nicht. Ich bin ganz bestimmt nicht gegen eine Notrufnummer, allerdings muss man aufpassen zu glauben, dass eine solche Nummer weitere folgenschwere Ereignisse verhindern könne“, sagt Poul Videbech.
Einrichtung von Notfall-Teams sinnvoller
Stattdessen sollten seiner Auffassung nach in allen Polizeikreisen Notfall-Teams errichtet werden, bei denen die Polizei gemeinsam mit Psychologinnen und Psychologen zu der psychisch erkrankten Person eilt.
Bei der Organisation Sind, die psychisch kranke Menschen und deren Angehörige repräsentiert, teilt die Vorsitzende Mia Kristina Hansen die Ansicht, dass eine Notrufnummer bei Weitem nicht alle Probleme in der Psychiatrie lösen kann.
Nummer müsste 24 Stunden am Tag erreichbar sein
In jedem Falle sei es erforderlich, dass eine solche Notrufnummer genau wie die Nummer 1813 rund um die Uhr besetzt ist.
Oftmals stehen Menschen mit psychischen Leiden vor allem abends und in der Nacht vor größten Herausforderungen.
Sozialdemokraten seinerzeit gegen eine separate Notrufnummer
Vorschläge für eine Notrufnummer sind nicht neu, wurden jedoch seinerzeit von einer sozialdemokratischen Mehrheit zurückgewiesen. Zur Begründung wurde angeführt, dass psychische und physische Erkrankungen gleichgestellt sein sollten, weshalb der eine Teil nicht durch eine eigene Telefonnummer vom anderen Teil getrennt werden sollte.
Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) sagt gegenüber „Politiken“, er könne es durchaus verstehen, dass die Ereignisse im Einkaufszentrum Field’s eine Diskussion über den Zehnjahresplan in Gang setzen.
Allerdings beantwortet er nicht die Frage, inwieweit die Regierung eine Notrufnummer aktuell in Erwägung zieht.