Gesundheit
Ärztin Karin Jeppesen kämpft gegen Schlafapnoe: Hilfe für Menschen, die nachts den Atem verlieren
Ärztin kämpft gegen Schlafapnoe: Für Menschen, die nachts den Atem verlieren
Karin kämpft gegen Schlafapnoe: Wenn nachts der Atem stockt
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Einige Menschen wachen morgens auf, ohne erholt zu sein. Meist ist eine Schlafapnoe schuld daran. Doch obwohl diese Krankheit inzwischen gründlich erforscht ist, kann nicht allen Patientinnen und Patienten geholfen werden. Das möchte Ärztin Karin Jeppesen ändern. Was sie inzwischen herausgefunden hat, hat schon einiges bewirkt. Außerdem hat sie Ratschläge für guten Schlaf.
Die 54-jährige Anna Bertelsen wacht jeden Morgen wie gerädert auf. Seit Monaten kämpft sie mit unerklärlichen Stimmungsschwankungen, nächtlichem Schwitzen und einer großen Müdigkeit, die sie den ganzen Tag lähmt. Erst als ihrem Mann die langen Atempausen während ihres Schlafes auffallen, geht sie zum Arzt. Die Diagnose: Schlafapnoe.
Wie ihr geht es etwa 100.000 Menschen in Dänemark. In Nordschleswig kommen jedes Jahr knapp 1.000 Patientinnen und Patienten hinzu. Und es werden mehr, wie Hals-Nasen-Ohren-Ärztin Karin Jeppesen berichtet. Sie arbeitet im Schlaflabor des Sygehus Sønderjylland mit dem Haupthaus in Apenrade und Kliniken in Sonderburg (Sønderborg) und Tondern (Tønder) und erforscht die Krankheit. Ihr Fokus liegt auf den Menschen, denen bisher nicht mit einer passenden Behandlung geholfen werden konnte.
Bei der Schlafapnoe wird die Luftröhre im Schlaf meist durch die Zunge verschlossen. Die Luftzufuhr des Körpers wird dadurch unterbrochen. „Das Gehirn wird nicht mit Sauerstoff versorgt“, sagt Jeppesen. Bei manchen Menschen ist die gezwungene Atempause eine halbe Minute lang. Der Körper reagiert auf die Unterbrechung, indem er den Befehl Aufwachen gibt. Die Patientin oder der Patient wacht kurz auf und übernimmt die Kontrolle über den verschlossenen Hals – ohne das allerdings bewusst wahrzunehmen.
Sauerstoffversorgung wird unterbrochen
„Solche Pausen bedeuten eine Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr des Gehirns. Oft sind es 30 Sekunden, in denen die Betroffenen eine unfreiwillige Atempause machen. Bei manchen messen wir solche Pausen jede Minute, über Stunden hinweg. Das muss man sich mal vergegenwärtigen: Die Hälfte der Zeit bekommt der Körper keinen Sauerstoff“, erklärt die Ärztin, die sich auch forschend dem Thema genähert hat.
„Dass diese Menschen sich am Morgen nicht ausgeschlafen und wie gerädert fühlen, ist klar. Meist merken Betroffene selbst gar nichts von der Erkrankung, sondern werden von der Partnerin oder dem Partner darauf aufmerksam gemacht.“
Immer mehr Betroffene
Die Zahl der Leute, die an Schlafapnoe leiden, steigt, wie Karin Jeppesen sagt. „Die Menschen werden älter, und mit dem Alter erschlafft das Gewebe. Deshalb kommt es dann häufiger zur Schlafapnoe“, erklärt sie. Etwa 100.000 Menschen in Dänemark leiden darunter, hinzu kommen knapp 200.000 unentdeckte Fälle. Damit gehört die Erkrankung zu den sogenannten Volkskrankheiten.
Außerdem gebe es mehr Übergewichtige. Sie sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, Schlafapnoe zu entwickeln, „aus dem einfachen Grund, dass durch die Gewebeansammlungen räumlich weniger Platz vorhanden ist“, sagt die Schlafapnoe-Expertin. Zudem sind die Leute aufmerksamer und besser informiert. „Vorher gab es viele Fälle, die nicht entdeckt wurden, weil die Menschen nicht zur Ärztin oder zum Arzt gegangen sind. Das hat sich verändert.“
Hilfe gibt es nicht immer
Behandelt wird die Schlafapnoe in erster Linie mit einem sogenannten Cpap-Apparat (Cpap: continous positiv airway pressure – kontinuierlicher Atemwegsüberdruck), der über eine Maske Überdruck im Mundraum erzeugt, sodass die Atemwege nicht verschlossen werden. Hilft das nicht, werden manche Erkrankte operiert, „wobei das allerdings einigen, aber bei Weitem nicht allen hilft. Zudem sind die Langzeitergebnisse einer OP nicht sicher“, wie die Ärztin zugibt.
Karin Jeppesen möchte besonders denjenigen mit ihrer Arbeit helfen, denen mit den bekannten Behandlungsmethoden nicht geholfen werden kann. So gibt es Betroffene, die sich nicht an das Cpap-Gerät gewöhnen können. „Einige gewöhnen sich innerhalb kurzer Zeit an das Gerät. Wir müssen uns aber auch fragen, wie wir denjenigen helfen können, die sich nicht daran gewöhnen können – teils weil diese Gruppe wächst, teils weil die Lebensqualität dieser Menschen schlichtweg schlecht ist“, erklärt Karin Jeppesen die Beweggründe für ihre Forschung.
Behandlung im Gesundheitskatalog aufgenommen
„Wir konnten diesen Menschen lange Zeit keine Hilfe anbieten“, sagt die 42-Jährige. Als ein erster Erfolg ist ein weiteres Angebot jetzt durch die öffentliche Krankenversicherung abgedeckt: die Apnoe-Schiene. Dabei handelt es sich um eine spezielle Schiene, die nachts im Mund getragen wird und verhindern soll, dass die Luftwege sich verschließen, indem der Unterkiefer nach vorn geschoben wird. Eine einfache Lösung, die allerdings erst kürzlich in den öffentlichen Angebotskatalog aufgenommen wurde.
Zudem werden Patientinnen und Patienten jetzt mit dem sogenannten Dise-Verfahren untersucht. Während sie im künstlichen Schlaf liegen, wird mithilfe einer Kamera der Rachen untersucht. „Dadurch können wir individueller nachsehen, was bei dieser Patientin, bei diesem Patienten die Ursache ist, und was wir im Einzelfall machen können“, berichtet die HNO-Spezialistin.
Effektiver und gezielter operieren
Auch wenn die Erfahrungen zeigen, dass eine Operation langfristig nur selten Erfolg hat, wird immer noch operiert – jetzt allerdings gezielter und dadurch effektiver. Zu große Mandeln werden entfernt oder die Struktur des Rachens wird operativ verändert. „Es ist eine andere Operationstechnik, die heute verwendet wird. So sind wir heute wesentlich erfolgreicher, als zuvor“, erklärt Karin Jeppesen den Grund, immer noch zum Messer zu greifen.
So kann bei diesen Patientinnen und Patienten verhindert werden, dass sie Cpap-Geräte benötigen oder diese mit weniger Druck einsetzen können.
Weitere Behandlungen
Diese Menschen können mithilfe der Forschung von Jeppesen individueller behandelt werden. Hinzu kommen bei den Übergewichtigen neue Diät-Medikamente, die im Kampf gegen die Schlafapnoe eingesetzt werden können.
Eine weitere Möglichkeit, der Schlafapnoe zu begegnen, ist eine Art Schrittmacher, der in den Hals implantiert wird und der Zunge dann einen Stoß versetzt, wenn sie den Rachen versperrt. „Dieses neue Angebot wird allerdings nur im Reichshospital in Kopenhagen gemacht“, fügt die Ärztin hinzu. Für diese Behandlung müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. „Solche Patientinnen und Patienten haben wir allerdings nicht viele“, berichtet sie.
Wer wegen Übergewichts an Schlafapnoe leidet, muss bisher selbst in die Tasche greifen. „Medizin wie Wegovy müssen die Leute – bis auf wenige Ausnahmen – selbst zahlen, da gibt es dafür keine Zuschüsse vom öffentlichen System.“
Mit ihrer Forschung hat Karin Jeppesen einen Anfang gemacht und ist sicher, in Zukunft noch mehr Menschen effektiver und gezielter helfen zu können.
Weniger Schlaf ist oft normal
Die Forscherin macht aufmerksam, dass es normal ist, weniger zu schlafen, je älter man wird. Die Schlafmuster ändern sich. „Das hat nichts mit Schlafapnoe zu tun, sondern ist eine Erscheinung, die mit dem Alter kommt. Man schläft, wacht auf und liegt einige Zeit wach, bevor man wieder einschläft“, beschreibt sie.
Für eine Untersuchung im Schlaflabor sind solche Fälle nichts. „Solche Patientinnen und Patienten schicken wir – nach einer Beratung – zurück zum eigenen Arzt.“
Festgestellt wird die Schlafapnoe entweder in der Hals-Nasen-Ohren-Praxis oder nach einer Überweisung der Hausärztin oder des Hausarztes zum Schlaflabor des „Sygehus Sønderjylland“.
Für Menschen, die nicht an Schlafapnoe leiden, hat Ärztin Karin Jeppesen folgende Ratschläge:
- Keine Bildschirme vor dem Schlafengehen. Das Gehirn hat es schwer, zur Ruhe zu kommen. Lies lieber ein Buch.
- Vor dem Zubettgehen nicht zu viel trinken.
- In dunklen und kühlen Räumen schlafen.
- Finde dich damit ab, dass du mit zunehmendem Alter weniger Schlaf benötigst und auch mehrmals in der Nacht aufwachst.