100 Jahre – 100 Gegenstände – 100 Geschichten
Deutsche Mädchenschaft Nordschleswig – nationalsozialistische Organisation
Deutsche Mädchenschaft Nordschleswig – nationalsozialistische Organisation
Deutsche Mädchenschaft Nordschleswig
Diesen Artikel vorlesen lassen.
Parallel zu Deutschland war das Idealbild innerhalb der Mädchenschaft das der Mutter und Hausfrau Wettkämpfe in Hauswirtschaft und Handarbeiten.
Wenn über die Zeit des Nationalsozialismus innerhalb der deutschen Minderheit geschrieben wird, so stehen typischerweise Themen wie die NSDAP-Nordschleswig, die Kriegsfreiwilligen und Kriegsverbrechen im Mittelpunkt. Dabei gerät oft in Vergessenheit, dass fast alle organisatorischen Bereiche der Minderheit denen des nationalsozialistischen Deutschlands angepasst wurden. Damit auch die Organisationen und Strukturen, die primär für Mädchen und Frauen zuständig waren. So wurde Ende der 1930er Jahre auch die Nationalsozialistische Frauenschaft gegründet.
Schon 1934 wurde die Deutsche Mädchenschaft Nordschleswig (DMN) gegründet. Diese orientierte sich primär an dem reichsdeutschen Vorbild des Bundes Deutscher Mädel und hatte in diesem Sinne auch ihre „Dienstränge“. Diese Ränge fingen unten mit der Gefolgschaftsführerin an und setzten sich dann über Scharführerin, Gruppenführerin, Hauptgruppenführerin, Ringführerin bis hin zur Landesmädelführerin fort.
Bis 1940 hatte Christine Jakobsen letztgenannten Posten inne. Danach folgten Heie Erichsen und Erna Schmidt.
Das „klassische“ Verhältnis von Frau und Mann, Mädchen und Jungen, spiegelte sich auch im Verhältnis von Jungenschaft und Mädchenschaft wider. Zwar hatten beide Organisationen ihre „Führer“, aber die Landesmädelführerin – und damit auch die Mädchenschaft – war dem Landesjugendführer, also dem Führer der Deutschen Jungenschaft Nordschleswig, untergeordnet.
Parallel zu Deutschland und dem dortigen Bund Deutscher Mädel war das Idealbild innerhalb der Deutschen Mädchenschaft das der Mutter und Hausfrau. Dementsprechend richteten sich auch viele Aktivitäten der DMN nach diesem Idealbild. Gerade die wöchentlich abgehaltenen gemeinsamen Treffen an den verschiedenen Standorten der Mädchenschaften, richteten sich typischerweise auf Handarbeiten. Darüber hinaus wurden in Hauswirtschaft und Handarbeiten eigene Wettkämpfe durchgeführt, und man nahm auch an reichsdeutschen Wettbewerben teil. So wurde eine Angehörige der Minderheit 1944 „Reichssiegerin in Hauswirtschaft“.
An den verschiedenen Standorten spielten Gesang, Musik und Theater, ähnlich wie bei den vorher existierenden Jugendbünden, eine Rolle. Des Weiteren wurde auch auf die körperliche Ertüchtigung als eine Voraussetzung für die „deutsche Volksgesundheit“ geachtet.
Um zur „deutschen Volksgemeinschaft“ beizutragen, wurde 1937 der „Landdienst“ eingeführt. Dies war ein Hilfsdienst, bei dem man typischerweise 14 Tage, ohne Bezahlung, auf einem Hof oder in einem Haushalt half. Später übernahm man auch das „Pflichtjahr“ aus Deutschland. Dabei verpflichteten sich die Mädchen, in der Landwirtschaft oder im Haushalt zu helfen. Dies war in Nordschleswig nicht verpflichtend, wurde aber gern gesehen. Es wurde auch Druck ausgeübt.
Neben den Aktivitäten und „Diensten“ fanden auch regelmäßig Schulungen statt. Für die Jungmädel, zwischen 10 und 14 Jahre alt, standen Themen wie „Germanische Götter und Helden“, „Große Deutsche“, „20 Jahre Kampf um Deutschland“ oder „Adolf Hitler und seine Mitkämpfer“ auf dem Plan. Darüber hinaus gab es auch die klassischen nordschleswigschen Themen wie die „Schleswigsche Frage“. Aber auch die Rassenideologie war Teil des Schulungsprogramms.
Im Jahr 1944 lag die Mitgliederzahl der Deutschen Mädchenschaft Nordschleswig bei fast 1.700. Nach eigener Schätzung der DMN waren damit ungefähr 90 Prozent der Mädchen aus der Minderheit Mitglied.
Auf den Abbildungen zu sehen sind Rock, Wintermütze und ein Wimpel der Deutschen Mädchenschaft Nordschleswig. Zu dem Rock wurde typischerweise eine weiße Bluse und ein Halstuch mit Lederknoten getragen.